Gestalt und Einfluss der Gesellschaft können das menschliche Heil fördern oder behindern. In "unheilvollen" gesellschaftlichen Situationen kann die Botschaft des Evangeliums kaum Gehör finden.
Die kirchliche Soziallehre verdeutlicht den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Realität und der Berufung der Menschen, Gott zu begegnen, das Leben nach ihm auszurichten und das Heil zu finden.
In der kirchlichen Soziallehre geht es um sittliche Grundsätze, die jeden menschengerechten, wirtschaftlichen, politischen, sozialen Programmen zugrunde liegen müssen. Das sind vor allem: Personbezogenheit, Gemeinwohl, Subsidiarität und Solidarität. Es geht nicht um konkrete situationsbezogene Patentlösungen.
Diese Grundsätze entfaltet die Kirche aus zwei Quellen: der menschlichen Vernunft und dem Evangelium. Darum sind die Aussagen der kirchlichen Soziallehre grundsätzlich für alle offen - auch über die katholische Kirche hinaus: für Interessenten anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften sowie anderer Religionen und Weltanschauungen.
Diese Grundsätze und Grundorientierungen müssen für die jeweilige Praxis fortgeschrieben und neu ausgedeutet werden, denn die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung unterliegt einer rasanten Dynamik und verlangt auch von der Kirche jeweils neue Initiativen.
Entscheidend ist, dass die Soziallehre der Kirche keine abstrakte Theorie bleibt, sondern in die Praxis umgesetzt wird. Christen sollen sich engagieren und zwar in Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens.
Soziales Engagement und Sozialkatechese sollen ein Kernanliegen der Gesamtkirche werden und nicht bloß von kleinen kirchlichen Gruppen wahrgenommen werden. Der Weg der Gesamtkirche heißt nämlich: "Unterwegs sein mit den Menschen".
Ein authentischer Glaube - der niemals bequem und individualistisch ist - schließt immer den tiefen Wunsch ein, die Welt zu verändern, Werte zu übermitteln, nach unserer Erdenwanderung etwas Besseres zu hinterlassen.
Wir lieben diesen herrlichen Planeten, auf den uns Gott gesetzt hat, und wir lieben die Menschheit, die ihn bewohnt, mit all ihren Dramen und ihren Mühen, mit ihrem Streben und ihren Hoffnungen, mit ihren Werten und ihren Schwächen.
(Papst Franziskus, Evangelii gaudium 183)
Die Welt: ein "Sakrament"
Wir Christen sind berufen, "die Welt als Sakrament der Gemeinschaft anzunehmen, als ein Mittel, mit Gott und unserem Nächsten auf globaler Ebene zu teilen."
(Papst Franziskus, Laudato si 9; zitierend Patriarch Bartolomäus)