"Bei meiner letzten Übersiedlung habe ich sie wiedergefunden: kleine Erinnerungen an besondere Stunden und Ereignisse des Lebens: das übriggebliebene Metro-Ticket aus Paris von einer InterRail-Reise, das erste, schon etwas verblichene Jugendfoto meiner Frau, ein Schiedsrichterpfeiferl aus meiner früheren sportlichen Zeit usw. Erinnerungen wurden wach. Viele Stationen, Schritte sind es, die ich auf meinem Lebensweg gegangen bin. Ich trage sie in diesen Gegenständen bei mir."
Zeichen
Diese im Lauf der Zeit gesammelten Dinge sind nicht nur Gegenstände. Sie bedeuten etwas. Sie sind wie eine Blume, deren Anblick Freude macht – als Geschenk an einen lieben Menschen sagt sie: Ich mag dich, ich liebe dich. Oder sie bittet um Vergebung. Oder sie bekräftigt: Ich will dir gut sein, ich denke an dich. In den Dingen lebt etwas, lebt etwas von meinen Erfahrungen, meiner Lebensgeschichte, meinen Begegnungen.
"Ich bin bei dir"
Es gibt Dinge, Zeichen, in denen Gott gegenwärtig ist. In einer besonderen Weise will Gott die Menschen spüren und erfahren lassen, dass er bei ihnen ist. Gott lässt sich erahnen – aber nicht nur das. Denn in manchen Zeichen können Menschen Gott sehen, hören, ja sogar schmecken, riechen und fühlen. Die Schöpfung ist ein solches Zeichen. Andere gibt es in der Kirche: die Sakramente. Durch sie können die Menschen Gott begegnen. In den Sakramenten sagt Gott auf je unterschiedliche Weise: Ich bin mit dir, ich bin dir gut. Er spricht den Menschen Heil zu. Dabei geht es um menschlich bedeutsame Situationen, oft um Wendepunkte des Lebens.
Sieben Sakramente
Im Lauf der Zeit hat die Kirche sieben Sakramente als besondere Zeiten der Begegnung mit Gott in wesentlichen Lebensfragen erkannt.
Taufe
Welchen Wert hat ein Mensch? Die Antwort Gottes im Sakrament der Taufe besagt: unendlich viel. Denn Gott schenkt ein "neues, ewiges Leben", d.h. Gemeinschaft mit ihm, Anteil an seiner Göttlichkeit.
In der Taufe werden Menschen in die Lebensgemeinschaft mit Christus, in seinen Tod und in seine Auferstehung hineingenommen. Damit tragen sie schon ein Stück Ewigkeit in sich.
Taufe sagt: egal, was passiert, letztlich ist ein Mensch von Gott angenommen. Gott geht jeden Weg mit. Dies will auch die Gemeinschaft der Kirche vermitteln, in die ein Mensch durch die Taufe aufgenommen wird.
Firmung
Wie stark muss ein Mensch sein, um sein Leben zu meistern? – Es kommt der Tag, Verantwortung zu übernehmen für nahestehende Menschen, für Gesellschaft und Kirche, für die Gestaltung der Welt. Dazu braucht es ein Wissen und ein Gespür für die rechte Entscheidung, für das rechte Verhalten.
Durch das Sakrament der Firmung sagt Gott seinen Heiligen Geist zu, der dazu beisteht, im Glauben bestärkt und zur Liebe ermutigt. Er gibt auch Kraft, zu Werten und Überzeugungen zu stehen inmitten einer komplexen, pluralistischen, schönen, manchmal aber auch zynischen Welt.
Eucharistie
Was ist die kirchliche Gemeinschaft? – Über alle nationalen, sozialen und sonstigen Grenzen hinweg deutet das Sakrament der Eucharistie darauf hin: die Menschheit ist berufen, eine Familie, eine Einheit, zu sein. Da gibt es Freunde und Vorbilder, Fremde und "schlechte Beispiele".
Doch alle zeigen in der Eucharistiefeier ihren Willen, bei Jesus zu sein, seinem Ruf zu folgen, sich in seinem Namen und zu seinem Gedächtnis zu versammeln, um nach seinem Vorbild zu leben. Die Eucharistie erinnert wesentlich an Jesu Tod und Auferstehung und vereint auf besondere Art mit ihm. Denn Jesus selbst gibt sich in Brot und Wein.
Buße
Wie viel Schuld, wie viel Schuldgefühle erträgt ein Mensch? – Das Sakrament der Buße nimmt die Verantwortung des Menschen für sein Tun ernst, lässt ihn aber nicht allein. Schon das Aus-Sprechen, das persönliche Gespräch mit dem Priester, schenkt Hilfe.
Wenn ein kleines oder großes Versagen in der Liebe erkannt (und bereut) wird, gelingt bereits der erste Schritt zur Versöhnung mit den Mitmenschen, mit der Gemeinschaft und mit den Rissen im eigenen Leben. Der nächste Schritt heißt Wiedergutmachung. Manchmal ist dies nicht mehr möglich; auch Verzeihung mag in manchen Situationen menschlich unvorstellbar sein. Dann eröffnet das Sakrament der Buße mit seiner Zusage der Versöhnung mit Gott gleichsam die Chance auf einen neuen Anfang mit der Zuversicht: Ich kann aus meinem Leben (noch immer) etwas Gutes machen.
Krankensalbung
Was schenkt Heilung? – Die strahlenden, stets glücklichen Menschen gibt es nur in der Werbung. Denn jeder hat seine Beeinträchtigungen, seine Unzulänglichkeiten, die das Leben schwer machen. Zwar werden jede Menge Mittel, Techniken und Therapien angeboten, aber neben echter Hilfe ist manchmal der Wunsch dabei, eine unangenehme Wirklichkeit des Lebens zu verdrängen.
Das Sakrament der Krankensalbung verspricht Heil von Gott. Es lädt ein, für dieses Heil offen zu sein, was auch immer das in dieser Situation bedeuten kann. Das hilft den Gläubigen, Leid und Lebensbeeinträchtigungen zu tragen. Es schenkt ihnen Geduld, Kraft und Hoffnung in ihrer Krankheit, sogar angesichts des Todes. Letztlich ist dies vom Vertrauen getragen, dass im Tod kein dunkles Nichts, sondern Jesus Christus in all seiner Liebe gegenübertreten wird.
Ehe
Wie weit können Menschen einander trauen? – Statistisch gesehen werden immer mehr Ehen geschieden. Das Zusammenleben ist brüchiger geworden. Dennoch liegt die Sehnsucht nach einer gelingenden Ehe- und Familienbeziehung, nach Treue und Zusammenhalt durch "gute und schlechte Zeiten hindurch" im Trend. Aber es gibt eben keine Garantie dafür.
Das Sakrament der Ehe stellt den Weg zweier Menschen unter den Segen Gottes – sowohl in der Gestaltung der ehelichen Beziehung als auch in der Entwicklung und dem Zusammenleben als Familie. Veränderungen, Enttäuschungen, Neuentdeckungen,
verschiedene "Ehephasen" stehen bevor. Menschen sind miteinander auf dem Weg, gemeinsam ihr Leben zu gestalten.
Im Sakrament der Ehe, das Eheleute einander spenden, sagt Gott sein Mitgehen zu. Die Ehe ist auch ein Bild für die Beziehung Gottes zu den Menschen insgesamt sowie für die Gemeinschaft Jesu mit der Kirche. Und auch hier gibt es Phasen, wo nicht alles gut läuft.
Dennoch steht Gott bzw. Jesus Christus zu seinem Ja-Wort und ermöglicht eine letztlich unzertrennliche Lebens- und Liebesgemeinschaft in all den Wechselspielen menschlicher Geschichte.
Weihe
Wozu beruft mich Gott? – Jeder Mensch empfängt eine persönliche Berufung von Gott. Manche erfahren dies in einer besonderen Weise, sodass Gott in all ihren Lebensbezügen mit großer Intensität in den Mittelpunkt tritt und das Leben erfüllt.
Im Sakrament der Weihe bestätigt die Kirche eine Persönlichkeitsentwicklung, die zu einer Hingabe an Gott bereit ist (ähnlich ist das bei Ordensberufungen). Das Sakrament der Weihe beauftragt zum Dienst an der Einheit zwischen Gott und Mensch in der Vermittlung der Kirche – mit dem Einsatz des ganzen Lebens. Bischöfe, Priester und Diakone sind auf spezifische Art als Geweihte "Repräsentanten Christi".
Weil sie durch ihr Leben Zeichen eines großen Gottvertrauens sind, handeln sie in einer von der Kirche übergebenen Vollmacht in Christi Namen – besonders im Bereich des persönlichen Beistands, der Sorge um die Einheit des Glaubens und der Liturgie sowie der Vermittlung dieser Einheit zwischen der einzelnen Gemeinde und der Gesamtkirche. Sie tragen deshalb eine spezifische Verantwortung zum Aufbau des Reiches Gottes in der Kirche.
Zusagen
Man könnte Gott bei den einzelnen Sakramenten– vereinfacht – so verstehen:
Du bist mein geliebtes Kind, ich nehme dich an (Taufe).
Ich stärke dich (Firmung).
Ich begleite dich, ich lebe mit dir (Eucharistie).
Ich verzeihe dir (Buße).
Ich tröste dich (Krankensalbung).
Ich bin bei euch in glücklichen und in schwierigen Zeiten (Ehe).
Ich sende dich, damit du für die Menschen ein Segen bist (Weihe).
Sakramente der Gemeinschaft
Diese Zusagen Gottes sind eigentlich Gründe, ein Fest zu feiern. Sie sind keine Selbstverständlichkeit. Zwar kann ich mich immer wieder an sie erinnern und daraus Kraft und Heil schöpfen, aber eine "alltägliche" Erfahrung sind sie nicht. Es ist etwas Besonderes, Liebe, Trost, Beistand, Verzeihung, Zutrauen zu erfahren. In gewissen Sinn sind das Sternstunden – nicht nur für einen Einzelnen, sondern für alle, die ihm verbunden sind. Es passt daher sehr gut, dass Sakramente heute zumeist als Fest gefeiert werden und dass viele daran Anteil nehmen.
Sakramente sind Einladungen, in der Gemeinschaft der Kirche der Liebe Gottes auf der Spur zu bleiben. Sie sind zugleich ein Anfang, intensiver aus dem Glauben zu leben und die Liebe Gottes weiter zu geben.
Was bedeutet Sakramentenkatechese?
Das Ziel des katechetischen Wirkens besteht darin, ein lebendiges, ausdrückliches und sich in Taten auswirkendes Bekenntnis des Glaubens zu fördern. Besonders im Zusammenhang mit den Initiationssakramenten (Taufe, Firmung, Eucharistie) ist zu beachten: Glaube ist ein Geschenk, das Menschen von Gott empfangen. Glauben kann nicht „gemacht" werden, er lässt sich auch nicht wie ein Paket von Inhalten weitergeben. Glaube ist ein Weg mit Jesus Christus.
Das Engagement von Christen in der Sakramentenvorbereitung ist in diesem Sinn ein wichtiger Beitrag, das Ankommen Christi vorzubereiten und Menschen dafür zu öffnen. Deshalb kann auch die bestmögliche Sakramentenvorbereitung den Glauben nicht machen; sie kann aber dafür Interesse wecken, motivieren und bezeugen, dass Gott den Menschen nahe ist.
Eine Katechese anlässlich der christlichen Initiation (Taufe, Firmung, Eucharistie) soll eine organische und systematische Bildung des Glaubens ermöglichen. Dies ist mehr als ein „Unterricht", nämlich eine grundsätzliche und ganzheitliche Einführung ins Christentum. Katechese will Zugänge zum Glauben eröffnen, dass der ganze Mensch vom Wort Gottes angesprochen wird.
Katechese bedeutet in diesem Sinn eine wesentliche und grundlegende Bildung, die sich auf das konzentriert, was den Kern der christlichen Erfahrung ausmacht: auf die Grundwahrheiten des Glaubens und auf die Grundwerte des Evangeliums. Dies soll ein Fundament sein, auf dem später aufgebaut werden kann. Eine grundlegende Sakramentenkatechese geht auf das ein, was für Christen allgemein gilt, ohne sich in strittigen Fragen zu verlieren oder zu theologischer Forschung zu werden.
Ziel der Sakramentenkatechese ist es, auf eine Begegnung mit Jesus Christus im Sakrament vorzubereiten. Ein weiteres Ziel, insbesondere bei den Initiationssakramenten Taufe, Firmung und Eucharistie, ist die Eingliederung in die Gemeinschaft, die den Glauben lebt, feiert und bezeugt.
Im Äußeren
erahnt man das Innere. Im Zeichen erkennt man eine Wirklichkeit. Im Sichtbaren findet man das Unsichtbare.
Sieben Sakramente
Diese sieben Sakramente betreffen alle Stufen und wichtigen Zeitpunkte im Leben des Christen: Sie geben dem Glaubensleben der Christen Geburt und Wachstum, Heilung und Sendung. Es besteht also eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Stufen des natürlichen Lebens und den Stufen des geistlichen Lebens.
(KKK 1210)
Sakramente: Liebeserklärungen Gottes
Die folgenden Auszüge sind entnommen aus: Alois Schwarz, Sakramente - Liebeserklärungen Gottes in den Feiern der Kirche, Graz 2005 – mit freundlicher Genehmigung des Autors