(Die folgenden Auszüge sind entnommen aus: Alois Schwarz, Sakramente - Liebeserklärungen Gottes in den Feiern der Kirche, Graz 2005 – mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Sieben Sakramente
Die Kirche spricht von sieben Sakramenten: die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe. Diese sieben Sakramente betreffen verschiedene Zeitpunkte im Leben des Christen. Die drei Sakramente „Taufe“, „Firmung“ und „Eucharistie“ geben dem christlichen Leben Grund und Wachstum. Die Sakramente „Buße“ und „Krankensalbung“ bringen die Heilung des Menschen zum Ausdruck und zur Wirkung. Die Sakramente der „Weihe“ und der „Ehe“ stellen die Christen in den Dienst der Gemeinschaft. Die Sakramente bilden so ein organisches Ganzes, in dem jedes Sakrament seinen lebenswichtigen Platz hat.
Bedeutsam ist, dass die Eucharistie und die Taufe einen besonderen Charakter im christlichen Leben haben. Die Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, gleichsam das Eingangstor zu allen anderen Sakramenten. Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“, wie das Zweite Vatikanische Konzil mehrfach hervorhebt (vgl. Kirchenkonstitution, Nr. 11). Alle Sakramente sind also auf die Eucharistie hin geordnet. Sie ist gleichsam das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle – Christus selbst „unser Osterlamm“. In der Eucharistie gipfelt das Handeln, durch das Gott die Welt in Christus heiligt.
Worte verändern Lebenssituationen
Wenn wir Menschen einander ein Wort sagen, dann können wir damit eine Information vermitteln; wir können aber auch Gefühle ansprechen oder überhaupt die Situation durch ein Wort verändern. Worte schaffen eine neue Wirklichkeit. Wir brauchen nur daran zu denken, wie die Situation zum Beispiel verändert wird, wenn jemand plötzlich zu einem anderen sagt: „Ich freue mich über dich“ oder wenn er „Danke“ sagt. Wenn jemand sagt: „Ich vertraue dir“, dann können solche Worte Kraft zum Leben schenken, Freude wecken, Gemeinschaft stiften oder sie lassen eine verlorene Beziehung wieder aufleben. Wenn jemand sagt: „Ich vergebe dir“ oder „Vergib mir bitte“, so wissen wir, dass diese Worte nicht nur beschreibende, sachliche Information sein wollen, sondern Frieden stiften und Völker verbinden können.
Wir machen auch die Erfahrung, dass wir mit Worten einen Bund des Lebens schließen können, Ordnung in unserer Liebe schaffen, Verlässlichkeit schenken und sichern. Worte können aber auch in die Verzweiflung treiben, Gemeinschaft zerstören, Kriege auslösen. Worte verändern also Lebenssituationen, und gute Worte schenken eine neue Quelle des Lebens.
Jede und jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass mit einem kurzen Wort einem anderen Menschen Hoffnung gegeben werden kann, welche ihn ganz neu leben lässt. Das menschliche Wort kann also eine Tätigkeit auslösen und einen wirksamen Charakter entwickeln, der das Leben verändern kann.
In diesem Zusammenhang sind auch Worte zu verstehen, die bei der Feier der Sakramente gesprochen werden. Es wird eine Lebenssituation verändert, wenn der Priester zu einem Kind oder zu einem Erwachsenen sagt: „Ich taufe dich“ oder wenn er nach dem Schuldbekenntnis und der Reue eines Beichtenden die befreienden und erlösenden Worte sagen darf: „Ich spreche dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
Sakramente feiern
Die liturgischen Feiern, aber auch insbesondere die Sakramente sind nicht private Feiern, sondern immer Feiern der Kirche. Diese Feiern gehen die ganze Kirche an und machen sie sichtbar. Sie stärken die Kirche und wirken ins alltägliche Leben... Wichtig ist, dass wie das Feiern der Sakramente sowie das Feiern eines Festes immer als Daseinsbejahung verstehen, und zwar konkret als Bejahung unseres Lebens durch unseren Gott, der uns in dieses Leben gerufen hat.
Das Wort, das bei der Feier eines Sakramentes gesprochen wird, ist nicht nur eine sachliche Information. Es ist auch nicht bloß eine Beschreibung, sondern es ist ein Wort, das eine neue Wirklichkeit stiftet. Es macht gleichsam die göttliche Wirklichkeit gegenwärtig. Durch die Herabrufung des Heiligen Geistes, die bei jedem Sakrament einen besonderen Ausdruck findet, wird das, was im Sakrament angesprochen wird, auch bei der Feier erfahrbar. Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es deshalb: „Wie das Feuer alles, was es erfasst, in sich verwandelt, so verwandelt der Heilige Geist das, was seiner Macht unterstellt wird, in göttliches Leben“ (Nr. 1127).
Bei jedem Sakrament handelt Jesus Christus im Sakrament selbst, um die Gnade Gottes mitzuteilen, die das Sakrament bezeichnet.
Lebendigkeit durch Jesus Christus
Die Feier der Sakramente macht deutlich, dass nicht nur von Gott geredet wird, sondern dass auch den Menschen gesagt wird, dass Gott in Jesus Christus im Augenblick der Feier des Sakramentes an den Menschen handelt. „Es“ handelt sich also nicht bloß um ein oberflächliches Symbol für eine gefühlsmäßige Verbundenheit. Die Sakramente sagen und zeigen: Jesus Christus ist als der Auferstandene da, und er ist mit seinem Geist lebendig. Er tritt in die Mitte der versammelten Gläubigen und spricht den Einzelnen in der Feier der Liturgie zu, dass er ihnen nahe ist und bleibt.
Gott ist dem Menschen nahe
Sakramente sind zunächst von außen her gesehen menschliche Rituale, menschliche Symbole, die Gott gleichsam aufnimmt, um darin dem Menschen nahe zu sein, um ihm also zu zeigen, dass er ihm in diesem Augenblick und an diesem Ort mit diesem Zeichen begegnen möchte.
Der Mensch braucht, um Mensch sein und bleiben zu können, für sein Verhalten nicht nur die Ebene des Geistig-Geistlichen, sondern immer auch die leibhaften und leiblichen Vorgänge, in denen sein Leben beseelt und durchgeistigt wird. Das innere Leben des Menschen ist also angewiesen auf äußere Zeichen.
Zum menschlichen Leben … gehört, dass der Mensch nicht bloß innerlich oder geistig sich Gott verbunden weiß, sondern der ganze Mensch beteiligt ist, wenn er sich Gott zuwendet. Dazu gehört dann eine Fülle von Zeichen, Symbolen, Haltungen und Bräuchen. Eine nur innerliche Frömmigkeit gibt es nicht. Es muss der ganze Mensch beteiligt sein, wenn wir uns Gott zuwenden.
Kirche aufbauen und gestalten
Christ wird man nur durch Christus, und Christ bleibt man nur mit und durch die anderen Christen. So wird Kirche aufgebaut und mitgestaltet. Die Kirche ist der „Leib Christi“, der durch die Eucharistie geschenkt wird. Gerade die Verwandtschaft vom Leib Christi als Eucharistie und Leib Christi als Kirche macht deutlich, dass die Gemeinschaft der Kirche in der Feier der Sakramente gründet, im Gebet verwurzelt ist und in der heiligen Kommunion die Kraft zur lebendigen Kommunikation erhält. In den Sakramenten der Kirche begegnet der dreifaltige Gott in Jesus Christus und im Heiligen Geist uns Menschen in der Gemeinschaft der Kirche in menschlichen Symbolen und macht diese Symbole so zu Sakramenten unseres Heils.
Stefan Schlager: Taufe – Firmung – Eucharistie
(Entnommen aus: Stefan Schlager, Dem Glauben die Tür öffnen. Theologische Grundlagen und praktische Anregungen für die Einführung Erwachsener in den Glauben, Linz-Würzburg 2004, 191ff. – mit freundlicher Erlaubnis des Autors)
Sieben Sakramente
Weil sich in Jesus die Liebe Gottes zeigte, kann man Jesus als „Ur-Sakrament“ bezeichnen, als das Zeichen für die Nähe Gottes, als das Zeichen, in dem Gott sich ausdrückt, in dem Gott anwesend ist. Die Sakramente der Kirche sind von diesem Ur-Sakrament her zu verstehen. Auch sie wollen die Liebe Gottes und zugleich die Liebe Jesu zu uns Menschen „sinnenhaft“ ausdrücken.
Im Laufe der Zeit haben sich in der römisch-katholischen Kirche unter vielen Zeichenhandlungen insbesondere sieben durchgesetzt, die als „Sakramente“, als Heilszeichen gelten: Taufe - Firmung - Eucharistie - Buße - Krankensalbung - Ehe – Priesterweihe.
Betrachtet man diese sieben Sakramente genauer, so fällt auf, dass einige von ihnen mit ganz entscheidenden Lebensabschnitten zusammenfallen:
mit der Geburt (Kindertaufe)
mit dem Start in ein neues Leben (Erwachsenentaufe, Firmung)
mit der Entscheidung für einen Partner (Eheschließung) –
für Gott (Priesterweihe)
mit dem Kranksein (Krankensalbung).
Genau an diesen Knotenpunkten, an diesen wichtigen Stellen im Leben, soll Gottes Liebe, sein Wohlwollen, soll die Liebe Jesu gegenwärtig sein und Mut, Kraft, Hoffnung schenken. Diese ermutigende Nähe steht auch im Zentrum der gemeinsamen Eucharistiefeier und in der Feier der Vergebung. Der Mensch bleibt sich also - gerade in wichtigen Situationen - nicht alleine überlassen.
Aufgrund der besonderen Situation der Tauf- und FirmwerberInnen bzw. der RevertitInnen und KonvertitInnen soll der Hauptaugenmerk auf die Initiationssakramente Taufe, Firmung und Eucharistie gelegt werden.
Taufe und Firmung
Die Taufe ist das Sakrament, durch das man ChristIn wird. Ihre große Bedeutung zeigt sich darin, dass sie nur ein einziges Mal gespendet wird. Im Notfall darf sie sogar von jedem Menschen gespendet werden – egal ob Christ oder Muslim, ob Hindu oder Atheist. In Ausnahmesituationen kann ein Mensch sich also von jedermann taufen lassen. Wichtig dabei ist, dass der Täufling den Wunsch nach einer christlichen Taufe hat und dass der Taufspender bzw. die Taufspenderin in diesem Sinne tauft, d. h.: der/die Taufende besprengt den Täufling mit Wasser und sagt dabei die trinitarische Taufformel „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“. Auch die Taufe der anderen christlichen Kirchen hat ihre Gültigkeit, sogar die Taufe der Siebentags-Adventisten und der Mormonen, trotz deren unbiblischer Intention. Dagegen kann „die Taufe der Zeugen Jehovas’, die als öffentliche Absage an die Christenheit“[1] begriffen wird, nicht als christliche Taufe anerkannt werden.
Taufe als Lebensmodell
Theologisch betrachtet werden die ChristInnen auf den Tod Jesu getauft. So schreibt Paulus in seinem Brief an die Römer: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?“ (Röm 6,3). Das ursprüngliche Ritual des Untertauchens drückte das sehr eindrucksvoll aus. Paulus weiter: „Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ Dieses „Auferstehen als neuer Mensch“ zeigte sich im Auftauchen des Täuflings. Durch die Taufe soll demnach unser Leben ein „österliches Vorzeichen“, eine neue Perspektive bekommen. Diese(s) soll unser Leben prägen. Aufgrund des in der Taufe vollzogenen „’Herrschaftswechsels’ sind die Getauften (somit) v. neuen Orientierungspunkten bestimmt“[2]. Die Taufe verbindet – durch die Teilhabe am Geist Jesu – somit mit dem Geschick Jesu - und in „der seinsmäßigen Verbindung mit Christus, der nicht ohne seine Kirche ist, geschieht zugleich die Eingliederung in die Kirche“.[3]
Die Wirkungen der Taufe sind … vielfältig: Sündenvergebung (Apg 2,38), Heiligung, Rechtfertigung (1 Kor 6,11), Reinigung der Herzen vom bösen Gewissen (Hebr 10,22), Rettung vor dem göttlichen Gericht (Apg 2,40.47), Auferstehen mit Christus (Kol 2,12 ff), Christus anziehen (Gal 3,27) ....
Warum gibt es im Christentum überhaupt eine Taufe?
Die Schriften des Neuen Testaments lassen darauf schließen, dass die ChristInnen von Anfang an getauft haben – und das ist nicht selbstverständlich! Während die ChristInnen bei der Feier der Eucharistie nämlich eindeutig auf die Einsetzung beim letzten Abendmahl Bezug nehmen konnten, fehlen bei der Taufe solche Anordnungen Jesu. Nirgends wird in den Evangelien berichtet, dass Jesus während seines Wirkens diesen Ritus aufgetragen und befohlen hätte. Und dennoch ist Christwerden und Christsein im Neuen Testament zweifellos mit der Taufe verbunden.
Einer der sich besonders gründlich mit der Entstehung der christlichen Taufpraxis auseinander gesetzt hat, ist der Theologe Gerhard Barth. Er kommt in seiner Arbeit zu folgendem Schluss:
„Fest steht, dass die Urchristenheit nach Ostern offenbar problemlos und ausnahmslos zu taufen begann, dass sie mit dieser Taufe die wesentlichen Grundmerkmale der Johannestaufe aufnahm, dass dafür aber kein Befehl des irdischen Jesus überliefert ist und wohl auch Jesus selbst vor seiner Gefangennahme offenbar keine Taufpraxis übte. Die Entstehung der christlichen Taufübung muss also ganz aus den Ereignissen selbst erklärt werden, die den Jüngern widerfuhren und die sie zur Wiederaufnahme der von Johannes geübten Taufe, freilich mit einer gewichtigen Modifikation ... veranlassten. Es ist die Erfahrung der heilschaffenden Nähe und Gnade Gottes in der Begegnung mit dem (auferweckten) Jesus ..., die die Jünger zur Aufnahme der Taufe veranlasste. Denn wozu sie sich nach den Ostererscheinungen gesendet und beauftragt wissen, ist diese heilvolle Zuwendung Gottes zum Menschen zu bezeugen. Dazu musste sich die von Johannes geübte Taufhandlung als Mittel der Bezeugung geradezu anbieten. Denn die Johannestaufe sagte dem Umkehrenden Gottes Vergebung zu und konnte deshalb als ein Mittel der Heilszusage aufgegriffen werden. Dies gilt um so mehr, als die Jünger nun – im Unterschied zu Johannes – diese Taufe ‚auf den Namen des Herrn Jesus‘ .... vollzogen, sie dadurch mit dem erfahrenen Heilsgeschehen verbanden und die Taufe also christologisch ausrichteten. Zugleich behaupteten sie, dass hier nun der Heilige Geist empfangen werde.“[4]
Die Taufe in altkirchlich-römischer Tradition
Da sich im Neuen Testament keine explizite Taufordnung und kein expliziter Taufritus findet, haben sich im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Liturgien und Theologien der Taufe herausgebildet. Ein schöner Ritus findet sich in der „Apostolischen Tradition“ (um 199 – 217 n. Chr.) des Philosophen Hippolyt. Durch sie bekommen wir einen Einblick in die altkirchlich-römische Taufpraxis. Johannes Brosseder fasst das Wichtigste dabei so zusammen:
„Die Osternacht und – seltener – Epiphanie und Pfingsten waren die klassischen Tauftage, in der alle Täuflinge hintereinander einzeln getauft wurden – und zwar von einem Bischof unter Assistenz von zwei Presbytern und drei Diakonen.
Der Bischof leitet die Taufe mit einer kurzen Zeichenhandlung ein. Dann spricht er ein Gebet über das Wasser und konsekriert die verschiedenen Öle (Öl des Exorzismus, Öl der Danksagung).
Währenddessen entkleiden sich die Täuflinge (Knaben, Mädchen, Männer, Frauen) vollständig. Johannes v. Jerusalem deutet diese Praxis mit Hilfe der Paradieserzählung: Die Täuflinge werden demnach im Baptisterium gleichsam in das Paradies vor dem Sündenfall zurückversetzt (‚Ihr wart nackt vor den Augen aller und schämtet euch nicht’).
Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Täuflinge treten dann heran und schwören, zum Westen gewendet, dem Satan ab. Danach erfolgt eine Ganzsalbung durch einen Presbyter, der spricht: ‚Möge jeder böse Geist sich von dir entfernen.’
Im Anschluss daran wird die Taufe durch einen Presbyter gespendet: Ein Diakon steigt mit dem Täufling ins Wasser, der Täufling wendet sich nach Osten, der Priester legt ihm die Hand aufs Haupt und fragt: ‚Glaubst du an Gott, den Vater, den Allmächtigen?’ Der Täufling antwortet: ‚Ich glaube’. Entsprechend wird die christologische und pneumatologische Frage jeweils mit ‚Ich glaube’ beantwortet. Nach jeder Frage mit Antwort wird der Täufling einmal untergetaucht.
Nach dem Tauchbad erfolgt wiederum eine Ganzsalbung durch einen Presbyter mit heiligem Öl (Öl der Danksagung) im Namen Jesu Christi.
Dann bekleiden sich die Täuflinge. Der Bischof legt ihnen die Hand auf, besiegelt die Stirn mit Öl und küsst den neuen Christen, die neue Christin.
Im Anschluss an das Gemeindegebet und den Friedenskuss beginnt die Taufeucharistie.“[5] Kurz vor der Kommunion richtet der Bischof eine besondere Predigt an die Neugetauften. „Als Krönung der ganzen Zeremonie gibt ihnen die Kommunion nicht nur Zugang zu den Elementen der Eucharistie, zu Brot und Wein, zum Gegenbild des Leibes und Blutes Jesu Christi ..., sondern auch zu einem Becher Wasser und zu einer Mischung von Milch und Honig.“[6]
In der heutigen Feier der Taufe begegnen viele der alten Symbole wieder:
Wasser: Das Wasser spielte bei der Errettung Israels vor den Ägyptern eine große Rolle. Von daher kann es als Zeichen für die Rettung aus der Knechtschaft in die Freiheit verstanden werden[7]. Das Eintauchen in das und das Auftauchen aus dem Wasser verdichtet das „Sterben des alten Menschen“ und das „Geboren-werden des neuen, österlichen Menschen“ (Röm 6,3-4). Wasser ist reinigend, belebend, kräftigend, ...
Chrisam: Eine Salbe ist heilend, Könige werden gesalbt als Zeichen für ihre Bedeutung und Würde. Früher salbten sich Gladiatoren ein, damit die Gegner an ihnen abrutschten. Die Salbung mit Chrisam ist Zeichen für die große Würde, die wir als Sohn/Tochter Gottes haben: Wir sind keine Sklaven, sondern Gottes Ebenbilder. Das Böse soll nicht an uns heran kommen können.
Weißes Kleid: Das Anziehen des weißen Kleidens ist Zeichen dafür, dass man durch die Taufe „Christus angezogen hat“, „neu“ geworden ist, „neu“ leben will.
Licht: Das Licht ist unter anderem Symbol dafür, dass wir nicht mehr „Kinder der Finsternis“ sind, sondern „Kinder des Lichts“. Durch Gott verändert sich unser Leben: Licht ist hell, es leuchtet für Menschen, man kann sich orientieren, braucht keine Angst zu haben.
Die einstige Erwachsenentaufe hat im Lauf der Zeit immer mehr an Bedeutung verloren, während die Kindertaufe spätestens seit dem 6./7. Jahrhundert neben der Erwachsenentaufe der Normalfall wurde. Damit verbunden ist das vollständige Verschwinden des Erwachsenenkatechumenats. In der karolingischen Zeit hat schließlich die Vielfalt der westlichen Riten durch Übernahme der römischen Tradition ihr allmähliches Ende gefunden.
Zusammenhang von Taufe und Firmung
Da die Taufe von Anfang an mit „Geistsendung“ bzw. „Geistempfang“ zu tun hat, ist die Taufe auf den Namen Jesu Christi gleichzeitig „Taufe durch den Heiligen Geist“[8]: „In der Taufe wird die Gemeinschaft mit Christus begründet (Erinnerung an Tod und Auferstehung), in der Salbung mit Chrisam/Myron (Erinnerung an Pfingsten) wird der Heilige Geist mitgeteilt.“[9] Dieser innere theologische Zusammenhang von Taufe und Firmung basiert auf der Zusammengehörigkeit von Auferweckung und Geistsendung. Ein eigenständiges Firmsakrament, abgekoppelt von der Taufe, ist von dieser inneren Einheit her daher theologisch unverständlich (Abwertung der Geistsendung bei der Taufe!).
Tatsächlich hängt die Abkoppelung des Firmsakramentes auch mit der Eigenart des römischen Taufritus zusammen, in dem es zwei Salbungen nach der Taufe gab. Durch die karolingische Liturgiereform wurde die zweite post-baptismale Salbung als bischöfliche Firmsalbung verselbstständigt. Gegenüber der römisch-katholischen Praxis findet jedoch in der orthodoxen Kirche Taufe und Salbung noch immer in derselben liturgischen Feier statt. Dabei gipfelt diese Feier des Christwerdens und der Aufnahme in die Kirche in der Eucharistiefeier (Kommunion auch für neugetaufte Kinder/Babies). Taufe und Salbung begründen also die Gliedschaft am Leib Christi, der Kirche, die in der Eucharistie dargestellt und verwirklicht wird. Im Rahmen der „Aufnahme Erwachsener in die Kirche“ werden Taufe, Firmung und Eucharistie wieder eine Einheit und im Rahmen eines Gottesdienstes gemeinsam gefeiert bzw. gespendet.
Ein gutes Verständnis der Firmung und eine existentiell herausfordernde Annäherung an das Wirken des Heiligen Geistes ist mit Hilfe eines Gedichtes von Wilhelm Willms möglich:
je nachdem was bei uns oben ist
was für uns oben ist
das kommt auch auf uns herab
für jeden ist etwas anderes oben
als hitler für das deutsche volk oben war
da konnte auch nur der geist dieses mannes
auf das deutsche volk herabkommen
wenn der mammon oberstes prinzip ist
dann kann auch nur der geist
des mammon auf uns herabkommen
sie können weiter versuchen
sich vorzustellen
wenn was oben ist
was dann herunterkommt
für uns christen
müsste jesus oben sein
oberstes prinzip müsste jesus sein
und wenn das wäre
dann käme der geist jesu
auch wie feuer auf uns herab
wie regen
wie wahrheit
wie ein wunder
wenn jesus oben wäre
für uns
sprächen wir eine andere sprache
dann brauchten wir keine
verbuchte religion zu sein
die glaubt
dadurch alles in ordnung
und in der wahrheit zu halten
und im gesetz
dass sie alles festlegt
der heilige geist ist kein papagei
der nur nachplappert
was einstudiert ist
nachplappert
durch den mund von päpsten
durch den mund von bischöfen
pastören und kaplänen …
der heilige geist
ist ein wind ein sturm
…
der wind aber
ist der einzige freie im land
wenn man den versucht
zu lenken
zu dirigieren
festzulegen
dann ist es sofort aus mit ihm
der wind und der wahre geist
sind die einzig freien im land
sehen wir also zu
was über uns ist
was für uns oben ist
wer für uns oben ist
denn was oben ist
kommt auch als geist
auf uns herab
…
Eucharistie
Die Eucharistie gilt als Quelle und Mittelpunkt christlichen Lebens. Beim Feiern der Eucharistie wird an die heilvolle Geschichte Gottes mit den Menschen, insbesonders an die einmalige Erlösungstat des Vaters in Leben, Tod und Auferweckung seines Sohnes gedacht. Paulus betont dabei auch die „reale Vergegenwärtigung des Kyrios in den eucharistischen Gaben …, die kultische Anwesenheit des Kyrios beim Mahl (er ist der Gastgeber, nicht ein Priester …), außerdem dass die Empfänger von Brot und Wein Anteil empfangen an dem für sie in den Tod gegebenen Herrn“[10].
Da die Eucharistie so zentral ist, soll immer wieder nach ihrem Sinn und Wert – gerade für das Leben heute – gefragt werden. Eucharistie und Leben, Eucharistie und Alltag: beide sind aufeinander bezogen.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis“: Unterschiedliche Deutungen des Abendmahls
Die Eucharistiefeier ist mit der Feier des letzten Abendmahls Jesu verbunden. Aufgrund der unterschiedlichen Abendmahlstexte ist es jedoch nicht möglich, eine genaue Rekonstruktion der Worte Jesu zu finden. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, wie Jesus dieses Mahl verstanden bzw. ob Jesus überhaupt seinen Tod als Heilsereignis gesehen hat. Verbindet man dieses letzte gemeinsame Essen aber mit seinem gesamten Leben, mit seiner heilvollen „Proexistenz“, dann bekommt das Abendmahl (so wie der Kreuzestod) von hier aus eine „soteriologische Bedeutung, auch wenn nicht mehr zu eruieren ist, mit welchen Deuteworten und -gesten Jesus das Mahl begleitet hat“[11].
Da Markus und Matthäus wie auch Paulus und Lukas ihre Tradition auf Jesus zurückführen, dürfte wohl Jesus selbst die entscheidenden Impulse für eine soteriologische Deutung des Abendmahls gegeben haben. Insofern ist es nahe liegend, dass „die markinischen und paulinischen Deuteworte Aspekte enthalten, die von Anfang an keimhaft im letzten Abendmahl enthalten waren“[12] und - verbunden mit der Entwicklung der christologischen Reflexion - langsam entfaltet wurden: Wie Jesus als der „auferweckte Herr im Geist in der Gemeinde gegenwärtig ist, so auch zeichenhaft in Brot und Wein (ohne dass über das Wie bereits Näheres gesagt wird)“[13].
Die Abendmahldeutung des Paulus
Eine sehr bekannte Abendmahldeutung findet sich im ersten Korintherbrief. Hier antwortet Paulus auf Anfragen aus der jungen korinthischen Christengemeinde. Dabei betont er mit den Korinthern „die reale Vergegenwärtigung des Kyrios in den eucharistischen Gaben …, die kultische Anwesenheit des Kyrios beim Mahl …, außerdem, dass die Empfänger von Brot und Wein Anteil empfangen an dem für sie in den Tod gegebenen Herrn“[14]. Das aber hat für Paulus Konsequenzen für die Gemeinde und ihr Leben (vgl. 1 Kor 11,17-34). In Bezug auf das letzte Abendmahl schreibt Paulus:
Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! (1 Kor 11,23-25)
Eucharistie als „Gedächtnis“ Christi, als Er-innern und Vergegenwärtigung
Beim Feiern der Eucharistie wird demnach an die heilvolle Geschichte Gottes mit den Menschen, insbesonders an die einmalige „Erlösungstat des Vaters in Leben, Tod und Auferweckung seines Sohnes“[15] gedacht. Der Tübinger Dogmatiker Bernd J. Hilberath weist darauf hin, dass die Eucharistie dabei zugleich „Vorgeschmack des kommenden, ewigen Lebens“ ist: „In der Eucharistie schenkt der erhöhte und im Geist bleibend gegenwärtige Herr die vom Vater angebotene … neue Gemeinschaft, die die Vergebung der Sünden bewirkt bzw. besiegelt, zur eigenen Selbsthingabe in Liebe verpflichtet und neue Lebensmöglichkeit gewährt als Vorgeschmack des kommenden, ewigen Lebens“[16].
Wenn mit Blick auf die Eucharistie von „Gedächtnis“ gesprochen wird, dann ist damit nicht nur an ein Denken an Vergangenes gemeint. Gedächtnis als biblische Kategorie hat vielmehr mit „Er-innern, d. h. Innewerden, Hineingezogen werden (zu tun), Einbezogensein in die gegenwärtig werdende Wirklichkeit“[17] eines bestimmten, heilvollen Ereignisses (z. B. Exodus oder Tod und Auferstehung Jesu). Ähnlich wie sich schon die IsraelitInnen „beim Essen des Paschalammes … in die lebendige Exodustradition einreihte(n) und in den Bund mit Gott einbezogen wurde(n)“[18], so treten die ChristInnen ein in die neue, österlich-heilvolle Wirklichkeit.
Die Gegenwart des Auferstandenen in der Eucharistie
Einen guten Zugang zu einem adäquaten Verständnis der Gegenwart Jesu in der Eucharistie (= Realpräsenz Jesu) findet man bei Piet Schoonenberg. Bevor nun näher über Brot und Wein gesprochen wird, soll betont werden, dass Jesus auch in seinem Wort anwesend ist: Der „Tisch des Wortes“ und der „Tisch der Gaben“ gehören zusammen. Mit Blick auf die eucharistischen Gaben begegnet jedoch nicht selten ein materialistisches Missverständnis von Brot und Wein: Mit der Wandlung würde sich demnach z. B. die Substanz des Brotes grundlegend ändern und zum „Fleisch“ Jesu werden. Schoonenberg entfaltet demgegenüber den Gedanken der „Transsignifikation“. Dieses Deutemodell meint folgendes: Ein Ereignis oder einen Gegen-stand begreifen wir als solche, weil sie uns in einem bestimmten Zusammenhang begegnen (z. B. ein Ring ist nicht nur Schmuck, sondern kann auch Zeichen für Ehe sein). Jedes „Ereignis und jeder Gegenstand (aber) ist von sich her (dafür) offen …, in neue Bedeutungsbezüge einzutreten“[19], aus denen dann ihre Wirklichkeit neu bestimmt wird und sich auf diese Weise eine „Wesenswandlung“ ergibt.
Ein solcher Bedeutungswandel, eine solche „Umbezeichnung“ (= Trans-Signifikation) findet auch in der Eucharistie statt. Dabei werden die Gaben von Brot und Wein durch den erhöhten Jesus selbst in eine völlig neue Beziehung zu uns gesetzt, empfangen eine neue Bedeutung, gewinnen eine neue Zeichenfunktion. Sie sind nicht mehr nur Nahrungsmittel. Brot und Wein stehen in einem neuen Kontext, begegnen in einer neuen Absicht. Das aber bringt zugleich eine Veränderung, Wandlung des Brotes und des Weines mit sich – in den Leib und in das Blut Jesu.
Nicht nur Wein und Brot werden gewandelt
„Wandlung“ bezieht sich jedoch nicht nur auf die beiden Elemente Brot und Wein. Auch „wir selbst sollen durch den Empfang der verwandelten Gaben ‚neue Menschen’ werden. Denn diese ‚Wandlung’, die Umwandlung von ichsüchtigen Menschen in geisterfüllte Kinder des Vaters, die Verwandlung der vielen Vereinzelten in die Gemeinschaft liebender Schwestern und Brüder“[20] gehört zur Sinnmitte der Eucharistie. Dementsprechend formuliert die Lima-Konferenz: „So bezeichnet die Eucharistie, was die Welt werden soll: Gabe und Lobpreis für den Schöpfer, eine universale Gemeinschaft im Leib Christi, ein Reich der Gerechtigkeit, [der] Liebe und des Friedens im Heiligen Geist.“[21] Die Menschen und damit verbunden deren gesellschaftliches Umfeld und die weltweiten Menschheitsprobleme sollen also mit gewandelt werden.
Es ist nicht zu übersehen, dass immer noch für zahlreiche Christen die Feier der Eucharistie und der Empfang der Kommunion unaufgebbarer Bestandteil ihres Lebens ist. Das Hineingezogen-Werden in die Heilsgeschichte und der Empfang Jesu im heiligen Brot gibt ihnen Perspektive, Kraft, neue Hoffnung und stärkt ihre Beziehung zu Christus und ihren Mitmenschen. Ein prominentes Beispiel dafür ist Mutter Emanuelle, die Mutter der „Müllmenschen“, die jeden Morgen einen langen Weg auf sich nimmt, um Eucharistie zu feiern, um – so gestärkt – für die Menschen ganz da sein zu können.
[1] Brosseder, Johannes, Taufe/Firmung, in: Eicher, Peter (Hg.), Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe. Erweiterte Neuausgabe in 5 Bänden, Band 5, München 1991, 113-128, hier: 113.
[2] Faber, Eva-Maria, Taufe (systematisch-theologisch), in: Kasper, Walter, u. a. (Hg), Lexikon für Theologie und Kirche, 9. Band (San-Thomas), Freiburg, Basel, Rom, Wien 32000, 1287-1289, hier: 1288.
[4] Barth, Gerhard, Die Taufe in frühchristlicher Zeit (Biblisch-Theologische Studien 4), Neukirchen-Vluyn, 1981, 43.
[5] vgl. Brosseder, Johannes, Taufe/Firmung, 117f. (bearbeitet von S.S.)
[6] Benoit, André, Munier, Charles, Die Taufe, XXXf. (Der Becher Wasser kennzeichnet die Taufe, die allen Durst löscht.)
[7] Die Erzählung von der Errettung Israels vor den Ägyptern (Spaltung des Meeres und Untergang der Ägypter) spielt auf einen alten Schöpfungsmythos vom Chaoskampf an. Die Aussage dieser Erzählung ist dementsprechend nicht, dass Gott Menschenmassen beliebig tötet, sondern dass die Rettung Israels aus einer Sklavenwelt so etwas wie eine neue Schöpfung ist.