Taufvorbereitung von Muslimen
Grundsätzlich: „Wohlwollende Offenheit“!
Es ist schön, wenn sich Menschen für unseren christlichen Glauben und unsere Lebensweise interessieren. Vielleicht gar ein Geschenk des Heiligen Geistes, der uns neu herausfordert und uns selbst an die Freude erinnert, die das Evangelium schenkt.
Prüfung des Taufwunsches
Wie finden wir heraus, ob diese Anfragen ernst gemeint sind? Grundsätzlich: Die Vorbereitung auf Taufe, Firmung und Eucharistie braucht Zeit. Wer „schnell getauft“ werden will, ist vermeintlich nicht mit der richtigen Einstellung gekommen.
Wenn Erwachsene um die Taufe bitten, ist es wichtig, über die Motivation ins Gespräch zu kommen: Gibt es einen konkreten Anlass?
Das soziale Umfeld
Wie reagieren Ehepartner, Kinder, Freunde/Freundinnen, Familie, evtl. auch Arbeitskollegen?
Dabei ist zu bedenken, dass das Umfeld (Familie, aber auch die „Landsleute“ in den Flüchtlingsunterkünften) einen Übertritt zum Christentum als Abfall vom Glauben werten. Das heißt, die Bewerber „wissen“ in der Regel, dass die Taufe zu einem Ausschluss aus den bisherigen sozialen Kontexten führt. Fragen Sie danach und stellen Sie direkte Fragen!
In der Regel wissen die Menschen darum und entscheiden sich trotzdem bewusst für das Christentum, weil sie in ihren Herkunftsländern oftmals keine Chance hatten, die Religion zu verlassen und den Glauben zu praktizieren, der sie wirklich überzeugt.
Bei Muslimen sollte man sich auch nach dem sozialen Umfeld erkundigen. Wer begleitet die Person zusätzlich; wer unterstützt die Person in ihrem Vorhaben?
Gesellschaftliche und rechtliche Konsequenzen
Es sind vor allem rechtliche und gesellschaftliche Konsequenzen für Ehepartner zu klären (bei der Rückkehr der muslimischen Ehepartnerin / des Ehepaares in ein islamisches Herkunftsland kann die Zwangsscheidung drohen, da nach islamischem Recht eine Muslima nicht mit einem Nichtmuslim verheiratet sein darf).
Unbedingt ist der aufenthaltsrechtliche Status zu klären. Unter Umständen ist ein Kontakt zu den Anwälten – gerade bei laufenden Asylverfahren – geboten.
Wenn Muslime - vor allem Asylbewerber - um die Taufe bitten, muss darauf hingewiesen werden, dass die Taufe noch keinen Asylgrund darstellt.
Stichwort: „Ernsthaftigkeit betonen“ – auf Gefahren hinweisen!
Begleitung und Netzwerk
Ein Erstgespräch sollte in der Muttersprache, mit einem Dolmetscher stattfinden, um sprachliche Missverständnisse zu Beginn der Vorbereitung zu vermeiden. Hier kann Unterstützung durch die muttersprachlichen katholischen Gemeinden erfolgen.
Wenn ein Muslim oder eine Muslima Christ werden will, dann benötigen Sie Diskretion und kompetente Begleitung. Es kann für unsere Gemeinden und Gemeinschaften eine Chance sein, die eigenen christlichen Wurzeln deutlicher zu erkennen und uns im Dialog mit Interessierten weiter zu bilden.
Hilfreich ist es, wenn aus der Gemeinde Menschen bereit sind, Muslime auf ihrem Weg zu begleiten, z.B. bei Gottesdiensten etc. Bieten wir Ihnen also Hilfen an, das Christentum und den christlichen Glauben kennenzulernen und darin hineinzuwachsen.
Zu beachten: Kursleiter und Begleiter sollten grundlegende Kenntnisse über den Islam haben und in Grundzügen den Koran kennen, andernfalls wird man die Ideenwelt der Bewerber nicht verstehen, noch adäquat auf die relevanten Unterschiede zum christlichen Glauben hinweisen können.
Voraussetzung für die Taufvorbereitung in der Pfarrei ist eine ausreichend gute Kenntnis der deutschen Sprache. Inwieweit auch hier muttersprachliche katholischen Gemeinden oder eine zentrale Stelle als Ort der Taufvorbereitung gewählt werden können, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten ab.
Kein Zeitdruck!
Es ist wichtig, den Zeitdruck weg zu nehmen! Erwachsenenkatechumenat bedeutet, einen mehrmonatigen intensiven Glaubens- und Lebensweg in der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben zu gehen. Das gilt für Muslime, Hindus, Buddhisten etc. wie auch für Menschen, die keiner Religion angehören.
Auch im Status eines Katechumenen kann man sehr gut am christlichen Leben teilnehmen, um zu erkunden, ob man in dieser Glaubensgemeinschaft Heimat finden wird. Dringend abzuraten ist von einem zu schnellen und kurzen Weg zur Taufe. Es geht dabei nicht um extrem hohe Hürden, sondern einfach um Respekt vor dem Faktor Zeit, um eine solide Einführung in den christlichen Glauben und um die Glaubwürdigkeit des Katechumenats.
Die Tauffeier kann in der Pfarrgemeinde, in der Osternacht im Dom oder aber im kleinen Kreis stattfinden; wichtig ist, dass der Neugetaufte gut in die Gemeinschaft der Christen eingebunden ist. Wie auch bisher in der Taufvorbereitung durch die Glaubensorientierung ist der Gemeinde / Gemeinschaftsbezug zu klären, an dem die Neugetauften dann ihr Christentum leben können. Mit der Taufe übernimmt auch die Gemeinde Verantwortung für die Neugetauften.
(nach einer Information aus der Erzdiözese München)