Der Katechumenat ist ein verdichteter Prozess des Glauben-lernens und damit vorbildhaft und inspirierend für das gesamte missionarische, besonders für das katechetische Wirken der Kirche (vgl. Allgemeines Direktorium für die Katechese 90).
Katechumenale Inspirationen für Verkündigung, Evangelisierung, Katechese, Sakramentenvorbereitung, Erwachsenenbildung usw.
Katechumenen werden angenommen, wie sie sind: mit der ganzen Persönlichkeit, mit religiösem Fragen und Suchen, mit der gesamten Lebenssituation, mit allen kulturellen Hintergründen. Hier ereignet sich eine Inkulturation im Kleinen: eine Inkulturierung des Glaubens im Leben der Katechumenen, aber auch ein Hineinnehmen ihrer Lebenskulturen in den Raum der Kirche.
Begegnungen vollziehen sich von Person zu Person, auf Augenhöhe. Der ganze Stil des Katechumenats verwirklicht, was für eine Verkündigung (für eine neue Evangelisierung) in der Welt von heute wesentlich ist: christozentrisch, geistlich-spirituell, evangeliumsgemäß, einladend, situationsbezogen, in Verbindung mit der ganzen Kirche (vgl. Die österreichischen Bischöfe, Verkündigung und neue Evangelisierung in der Welt von heute, 7).
Der Katechumenat ist charakterisiert von einer Dynamik, die Anfänge, Entwicklungen und Höhepunkte wahrnimmt. Dies entspricht den einzelnen Stufen bzw. Phasen, die durch die Feier von Riten akzentuiert werden. Dies wird ebenso berücksichtigt, wenn man den Katechumenat als ganzheitlichen und umfassenden Lernprozess im Glauben betrachtet (vgl. Die österreichischen Bischöfe, Verkündigung und neue Evangelisierung in der Welt von heute, 7.7.).
Darin finden verschiedene Elemente und Dimensionen des Christ-seins Raum: die Vertiefung einer Beziehung zu Gott, das Kennenlernen Jesu Christi, die Entfaltung von Glaubenswissen, durch Riten und Symbole verdeutlichte Erfahrungen, eine Teilnahme an Gottesdiensten, das Lesen der Bibel, ein Hineinwachsen in die Gemeinschaft der Gläubigen, ein Einüben christlicher Verhaltens- und Denkweisen, eine persönliche Praxis des Betens.
Die eigentliche Fokussierung des Katechumenats ist Jesus Christus, in dessen Leben. Sterben und Auferstehen Christen hineingenommen sind. Deshalb ist das Paschamysterium jenes Herz des Glaubensgeheimnisses, das zu entdecken und mit dem eigenen Leben abzugleichen ist. Der Katechumenat – wie das gesamte Leben von Christen – ist österlich geprägt.
Aus dieser Charakteristik des Katechumenats ergeben sich wertvolle Inspirationen für die missionarische, pastorale, katechetische Praxis der Kirche, die einladen, etwas davon immer wieder zu verwirklichen. Denn letztlich sind Katechumenen und Getaufte in derselben Situation des Glauben-lernens, wenngleich in unterschiedlichen „Phasen“. Christen sind immer Lernende – und damit „Schüler“, die voneinander, von anderen, vor allem aber von Christus selbst lernen zu glauben. Damit sind sie wie Jünger, die beim Herrn gleichsam in die Schule einer Jüngerschaft gehen. – Auch daran erinnert ein Katechumenat, der eine christliche Gemeinschaft vor Ort zu einem Auffrischen, Neu-entdecken, Weiter-lernen im Glauben einlädt.
Aus dem „Allgemeinen Direktorium für die Katechese“ - Der Taufkatechumenat als Inspirator der Katechese in der Kirche
Da die Missio ad gentes das Musterbeispiel des ganzen missionarischen Wirkens der Kirche ist, bildet der mit ihr verbundene Taufkatechumenat das Modell, das ihr katechetisches Wirken inspiriert[1]. Darum ist es angebracht, diejenigen Elemente des Katechumenats, welche die heutige Katechese inspirieren sollen, und ihre Bedeutung hervorzuheben. Doch ist vorauszuschicken, dass zwischen den Glaubensschülern und den Katechumenen[2] und zwischen der Katechese vor der Taufe und der Katechese nach der Taufe ein grundlegender Unterschied besteht. Dieser rührt von den Initiationssakramenten her, die von den ersteren bereits empfangen worden sind. „Sie sind ja bereits in die Kirche aufgenommen und durch die Taufe Kinder Gottes geworden. Ihre Umkehr gründet in der schon empfangenen Taufe, deren Wirkung sie nun zur Entwicklung bringen“.[3]
Angesichts dieses wesentlichen Unterschiedes werden nun einige Elemente des Taufkatechumenats betrachtet, die für die Katechese nach der Taufe eine Quelle der Inspiration sein sollen:
Der Taufkatechumenat erinnert die ganze Kirche beständig an die grundlegende Wichtigkeit der Initiationsfunktion mit den Grundfaktoren, die sie ausmachen: die Katechese und die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Eucharistie. Die Pastoral der christlichen Initiation ist für jede Teilkirche lebenswichtig.
Für den Taufkatechumenat ist die ganze christliche Gemeinde verantwortlich. „Um diese christliche Initiation im Katechumenat sollen sich aber nicht bloß Katechisten und Priester kümmern, sondern die ganze Gemeinde der Gläubigen, besonders aber die Taufpaten“[4]. Die Einrichtung des Katechumenats steigert so in der Kirche das Bewusstsein der geistlichen Mutterschaft, die sich in jeder Form der Glaubenserziehung ausübt.[5]
Der Taufkatechumenat ist ganz vom Paschamysterium Christi geprägt. Deshalb „muss die ganze Eingliederung österlich geprägt sein“[6]. Die Ostervigil, das Zentrum der christlichen Liturgie, und ihre Taufspiritualität sind Inspiration für die ganze Katechese.
Der Taufkatechumenat ist auch der Beginn der Inkulturation. Nach dem Beispiel der Inkarnation des Gottessohnes, der in einem konkreten geschichtlichen Augenblick Mensch geworden ist, nimmt die Kirche die Katechumenen vollständig, samt ihren kulturellen Bindungen, auf. Das ganze katechetische Wirken hat an der Aufgabe teil, die echten, in die Menschen und die Völker ausgesäten „Samenkörner des Wortes“ in die Katholizität der Kirche einzugliedern.[7]
Schließlich bietet die Auffassung vom Taufkatechumenat als Bildungsprozess und wahre Glaubensschule der Katechese nach der Taufe Dynamik und einige kennzeichnende Merkmale: die Intensität und Integrität der Bildung; ihren Stufencharakter mit bestimmten Abschnitten; ihre Verbindung mit Riten, Symbolen und Zeichen, besonders biblischen und liturgischen; ihre ständige Bezogenheit auf die christliche Gemeinde…
Die Katechese nach der Taufe braucht die Gestalt des Taufkatechumenats nicht äußerlich nachzuahmen und soll das Getauftsein der Glaubensschüler anerkennen. Doch würde sie gut daran tun, sich von dieser „Vorschule des christlichen Lebens“[8] inspirieren und von ihren kennzeichnenden Hauptelementen befruchten zu lassen.
Der Taufkatechumenat ist ein typischer Ort der Katechese; er wurde von der Kirche eingerichtet, um die Erwachsenen, die Christen zu werden wünschen, auf den Empfang der Initiationssakramente vorzubereiten.[10] Im Katechumenat erfolgt wirklich jene „besondere Formung, durch welche der zum Glauben bekehrte Erwachsene zum Bekenntnis seines Glaubens bei der Taufe in der Osternacht veranlasst wird“.[11]
Die Katechese, die im Taufkatechumenat erteilt wird, ist eng an die christliche Gemeinde gebunden.[12] Die Kirche wendet den Katechumenen vom Augenblick ihres Eintritts in den Katechumenat an „besondere Liebe zu, da sie bereits mit ihr verbunden sind und zum ,Haus Christi‘ gehören…“.[13] Daher soll die christliche Gemeinde „den Bewerbern und den Katechumenen während der ganzen Zeit der Eingliederung beistehen: im Vorkatechumenat, in der entfernteren und näheren Vorbereitung und in der Zeit der Einübung und Vertiefung“.[14]
Diese ständige Präsenz der christlichen Gemeinde kommt auf verschiedene Weisen zum Ausdruck, die in Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche [= OICA] treffend beschrieben werden.[15]
[2] Im vorliegenden Allgemeinen Direktorium für die Katechese werden, um auf diesen Unterschied hinzuweisen, die Ausdrücke „Katechumenen“ und „Glaubensschüler“ als unterschiedliche Bezeichnungen gebraucht. Der CIC, can. 204 und 206, erinnert seinerseits daran, dass „Katechumenen“ und „Christgläubige“ auf unterschiedliche Wese mit der Kirche verbunden sind.
[3] OICA 295. Dieser gleiche Ordo initiationis christianae adultorum („Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche“), Kap. IV, betrachtet den Fall der getauften Erwachsenen, die einer Initiationskatechese bedürfen. CT 44 präzisiert die verschiedenen Umstände, in denen sich diese Initiationskatechese als notwendig erweist.
[5] Methodius von Olympia zum Beispiel hat dieses mütterliche Wirken der Kirche für die christliche Gemeinde im Blick, wenn er sagt: „gegenüber denen, die noch unvollkommen (im christlichen Leben) sind, sind diejenigen, die sie heranbilden und sie gleichsam in einer mütterlichen Handlung ans Licht bringen, die Reiferen“: Methodius von Olympia, Symposium, III, 8: SCh 95, 111. Vgl. im gleichen Sinn: Hl. Gregor der Große, Homiliarum in Evangelia, I, III, 2: PL 76, 1086.
[8] DCG (1971) 130. Diese Nummer beginnt mit der Aussage: „Der Katechumenat der Erwachsenen, der zugleich Katechese, Teilnahme an der Liturgie und Leben mit der Gemeinschaft ist, ist das schönste Beispiel einer Einrichtung, die aus der Zusammenarbeit verschiedener pastoraler Ämter entsteht“.
[9] Vgl. I. Teil, Kap. 3: „Der Taufkatechumenat: Aufbau und Mehrstufigkeit“. Hier wird der Taufkatechumenat als Ort der Katechese und in Bezug auf die ständige Präsenz der Gemeinde in ihm.
[10] Vgl. DCG (1971) 130, wo das Ziel des Taufkatechumenats beschrieben wird. Vgl. auch OICA 4 über die Verbindung des Taufkatechumenats mit der christliche Gemeinde.