Insgesamt sind weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Davon fliehen 38,2 Millionen Menschen an einen Ort innerhalb ihres Landes. Nur 1/3 der Flüchtlinge weltweit verlässt ihr Heimatland. Die Menschen fliehen vor Kriegen, Verfolgung und Unterdrückung, Klimakatastrophen oder Hunger.
Gibt es einen legalen Weg nach Europa?
Nein, es gibt keinen legalen Weg nach Europa. Flüchtlinge bekommen keine Visa und können folglich nicht legal nach Europa einreisen. Somit bleibt kein anderer Weg, als sich an Schlepper zu wenden.
Wer sind die sogenannten „Schlepper“?
Ein Schlepper ist jemand, der willentlich einen Menschen dabei unterstützt, in einen Staat illegal einzureisen oder diesen zu durchqueren.
Wie können sich die Menschen die Flucht leisten?
Sehr oft legt die gesamte Großfamilie, Freunde oder das gesamte Dorf ihre Ersparnisse zusammen, um einem Menschen die Flucht zu ermöglichen.
Warum gibt es so viele männliche Flüchtlinge?
Die Flucht ist gefährlich. Es begibt sich der/die auf die Flucht, dem/der man am ehesten zutraut, am Ziel anzukommen. Gute Voraussetzungen sind vor allem Gesundheit und Jugend. Die Familie hofft, dass er/sie es schafft, in einem sicheren Land eine neue Existenz aufzubauen. Nur die engste Familie (Ehepartner, Kinder) darf nachziehen.
Syrien-Krieg
Vor dem Krieg in Syrien sind bereits insgesamt 4 Millionen Menschen ins Ausland geflohen. 7,6 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht. 95% der syrischen Flüchtlinge werden in den Nachbarländern aufgenommen: Türkei (1,9 Mio.), Irak (250.000), Jordanien (630.000), Libanon (1,1 Mio.). Die Dunkelziffer liegt im Libanon bei 2,2 Mio. Nur 6% der Flüchtlinge wagen die Flucht nach Europa.
Warum nimmt Österreich Flüchtlinge auf?
Seit den Zweiten Weltkrieg gibt es die Genfer Flüchtlingskonvention, die den Umgang mit Flüchtlingen regelt. Auch Österreich hat diese Konvention unterschrieben und sich damit verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. In einem rechtlichen verfahren wird festgestellt, ob eine Person Asyl und damit Schutz in Österreich erhält.
Dürfen Asylwerber/innen uneingeschränkt in Österreich arbeiten?
Asylwerber/innen dürfen keiner Lohnarbeit nachgehen. Asylwerber/innen haben während ihres Verfahrens nur mit einer besonderen Bewilligung Zugang zum Arbeitsmarkt, diese wird jedoch in den seltensten Fällen ausgestellt. In der Praxis können Asylwerber/innen zum Beispiel als Erntehelfer arbeiten oder kleine Arbeiten in der Gemeinde übernehmen.
Werden wir in Österreich „überschwemmt“?
Mitte der 1950er Jahre kamen 180.000 Flüchtlinge aus Ungarn nach Österreich. 10% davon blieben. 1968 versorgte Österreich etwa 162.000 Flüchtlinge aus der damaligen Tschechoslowakei. 12.000 davon fanden in Österreich ihre neue Heimat. In den 1990er Jahren flohen 115.000 Menschen vor dem Krieg in Jugoslawien nach Österreich. Mehr als 60.0000 dieser Flüchtlinge fanden in Österreich ein neues Zuhause.
Stimmt es, dass die Caritas Flüchtlinge ins Land holt?
Die Caritas holt keine Flüchtlinge ins Land, sondern setzt sich dafür ein, dass in Österreich bereits aufhältige Asylwerber/innen entsprechend der Menschenrechte behandelt werden. Nicht jeder hat ein Recht auf Asyl, aber jeder hat ein Recht auf ein faires, rechtsstaatliches und den Menschenrechten entsprechendes Asylverfahren. Die Asylverfahren können heute immer noch Jahre dauern. Die Caritas setzt sich daher für rasche und professionelle Verfahren ein, um schnell und genau zu klären, wer Asyl bekommt, und wer Österreich wieder verlassen muss. Die Caritas hilft auch bedürftigen, rückkehrwilligen Flüchtlingen sehr erfolgreich bei der Rückkehr in die Heimatländer. Und die Caritas hilft Menschen in Not in ihren Heimatländern vor Ort, damit sie ihre Heimat nicht verlassen müssen.
Aus: Kontakt. Zeitung des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Salzburg, Oktober 2015