Erwachsenenkatechumenat in Österreich
„Erwachsenenkatechumenat in Österreich“
1. Immer mehr Erwachsene fragen nach der Taufe
Seitdem das Thema Katechumenat als Vorbereitung Erwachsener auf die Taufe auf Österreich-Ebene wahrgenommen wird (1997), lässt sich eine stetige Steigerung der Zahl der Erwachsenentaufen beobachten. Im Jahr 2008 waren es bereits 269 Personen; die Erhebung der Zahlen in den einzelnen Diözesen für 2009 ist derzeit im Gang, wobei sich eine Fortführung dieses Trends abzeichnet. Besonders kontinuierlich steigt die Zahl der Taufen Erwachsener in jenen Diözesen, die auf irgendeine Art „missionarische Projekte“ (Offener Himmel, Kontaktwochen, Apostelgeschichte 2010, Besuchsaktionen u.a.m.) durchführen.
2. Es geht um Qualität
Die Zahl von 269 Personen für ganz Österreich verdeutlich, dass es (derzeit) nicht um Quantität, sondern um eine pastorale Qualität geht. Denn auch bei Einzelfällen werden die pastoralen Herausforderungen und Chancen deutlich. Wo immer ein Katechumenat stattfindet und gut in eine kirchliche Gemeinschaft eingebettet und kommuniziert wird, strahlt er aus. In diesem Sinne hat der Bischof von Portsmouth einmal gemeint: „Die nachhaltigste Gemeindeentwicklung in den letzten Jahrzehnten habe ich nicht bei der Verwirklichung von pastoralen Konzepten beobachtet, sondern wo sich eine Gemeinde in Zusammenhang mit einem Katechumenat in Bewegung gesetzt hat“ (Europäisches Treffen für den Katechumenat, Leeds 2001). – In diesem Sinn ist also jedes Katechumenat eine Chance – z.B. für eine Pfarre – das eigene Christ-Sein neu zu vertiefen und daraus Konsequenzen zu ziehen.
3. Motivation
Bei der Motivation der Taufbewerber geht es vordergründig zumeist um einen eher äußeren Anlass. Dennoch kann mehr dahinter stecken, vor allem ist es möglich, dass Motivationen sich entwickeln. Grundsätzlich geht es also um eine Haltung, die den erwachsenen Taufbewerber so empfängt: „Was will Gott uns – dem Katechumenen, dem Pfarrer, der Gemeinde – durch diesen Wunsch nach der Taufe sagen?“ Und weniger geht es etwa darum: „Jemand will etwas; wie können wir dies gut anbieten?“ (vgl. Leitfaden Erwachsenenkatechumenat, hg. vom Österreichischen Pastoralinstitut im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz, Wien 2000, Nr. 1.1.).
Realistisch gesehen bestimmt die Motivation der Taufbewerber (und der Begleiter) jedoch zumeist, in welcher Weise die Vorbereitung auf die Taufe durchgeführt wird, insbesondere wie lange diese dauern soll. Beobachtet wird, dass dies in Österreich vermutlich bei
10 -20% tatsächlich einem katechumenalem Prozess (gemäß dem Ritus der Eingliederung Erwachsener in die Kirche) über einen längeren Zeitraum von ein bis zwei Jahren entspricht. (Auch in anderen Ländern, in denen der Katechumenat bereits seit vielen Jahren gut etabliert ist, wie in Frankreich oder Italien, werden etwa 50 % in einem länger dauernden Katechumenat vorbereitet.) Allerdings: Das Eingehen auf die persönliche Situation des Taufbewerbers ist in jedem Fall wichtig und in sehr vielen „Sonderfällen“ mag mit gutem Grund ein kürzerer Zeitraum ausreichend sein.
Von größter Bedeutung sind allerdings die liturgischen Feiern in der Zeit des Katechumenats, die dann tatsächlich eine längere Dauer des katechumenalen Prozesses voraussetzen. In diesem Zusammenhang bewährt sich in der Erzdiözese Wien seit einigen Jahren eine zentrale diözesane „Feier der Zulassung“ zu Beginn der Fastenzeit. Diese ist ein eindruckvolles Erlebnis für die Katechumenen und deren Begleitpersonen und setzt zugleich einen starken Impuls in der (kirchlichen) Öffentlichkeit und
- Hauptsächlich sind es drei Motive, die Erwachsene bewegen, die Taufe zu wünschen:
die Suche nach Gott, - aus Anlass einer Eheschließung, der Taufe eines Kindes, einer Erstkommunion oder der Anfrage, ein Patenamt zu übernehmen,
- und die Begegnung mit Gläubigen.
Bemerkenswert ist, dass ein großer Teil der Katechumenen (mehr als 50 %) aus anderen Ländern stammen. Viele davon haben in den fremdsprachigen Gemeinden Zugang zum Glauben gefunden. Einzelne Katechumenen kommen aus dem Islam, besonders türkische Aleviten (in Frankreich und Deutschland sind es mehr; hier wurden einschlägige Dokumente erstellt). Für deren Vorbereitung auf die Taufe hat in Österreich P. Herget (Institut St. Justinus) ein Konzept für die Vorbereitung sowie Materialien erstellt.
4. Strukturen in Österreich
In allen österreichischen Diözesen gibt es Kontaktpersonen bzw. Ansprechpartner für den Katechumenat; in Wien ist es ein Team mit einer Referatsleiterin, die eine 20 Stunden-Anstellung hat.
Manche „Kontaktpersonen“ wurden direkt vom Ortsbischof ernannt, andere haben diese Aufgabe im Rahmen ihrer diözesanen Tätigkeiten mit übernommen. Die quantitativ geringe Nachfrage bringt es allerdings mit sich, dass der Katechumenat zumeist von nachgeordneter Bedeutung in der täglichen Arbeit ist
Auf Österreich-Ebene ist das Österreichische Pastoralinstitut für den Katechumenat „zuständig“. In diesem Sinn finden jährliche Treffen mit den diözesanen Verantwortlichen für den Katechumenat statt.
Herausgegeben wurde der (bereits erwähnte) „Leitfaden Erwachsenenkatechumenat“ sowie ein Folder, der diözesan adaptierbar ist.
Das Österreichische Pastoralinstitut hält auch die einschlägigen internationalen Kontakte mit dem Europäischen Büro für den Katechumenat und koordiniert die österreichische Teilnahme bei den alle zwei Jahre stattfindenden Europäischen Treffen (EuroCat). Das letzte Europäische Treffen für den Katechumenat wurde vom Österreichischen Pastoralinstitut vom 30. April – 4. Mai 2009 in Wien zum Thema „Integration“ veranstaltet.
5. Empfehlungen
- Der Katechumenat sollte bekannter werden. Dabei sollten die diözesanen Kontaktpersonen mit den notwendigen Ressourcen(Zeit) unterstützt werden.
- Die pastoralen Chancen des Katechumenats sollten vermehrt wahrgenommen werden, z.B. durch die Beratung der diözesanen Verantwortlichen bei einer konkreten Durchführung eines Katechumenats (insbesondere in Bezug auf die Begleitung der Katechumenen), bei Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, in Zusammenhang mit der Vorbereitung zu missionarischen Projekten (Kontaktwochen).
- Der Katechumenat soll als „Normalfall“ der Vorbereitung Erwachsener auf die Taufe gesehen werden – durch Mitteilungen in den diözesanen Amtsblättern, durch die Aufmerksamkeit der zuständigen diözesanen Stellen, etwa anlässlich der Anfrage nach einer Tauferlaubnis.
- Eine zentrale diözesane Feier der Zulassung zu Beginn der Fastenzeit sollte in jeder Diözese angestrebt werden, wobei die entsprechenden Vorbereitungen und Verlautbarungen bereits im Herbst davor durchgeführt werden müssten.
- Weitere Aufgaben z.B. Erstellung eines Behelfs sollten von einer Arbeitsgruppe der diözesanen Verantwortlichen aufgegriffen werden.
(Walter Krieger 2010)