22. DAS KIRCHENJAHR
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Das größte christliche Fest ist Ostern.
- Feste feiern ist etwas zutiefst Menschliches. Man braucht sie auch für den Glauben.
- Bei religiösen Festen sind die Gottesdienste genauso langweilig wie immer.
- Unsere Feste erneuern den Glauben an Gott.
- Weihnachten ist ein Fest für Kinder und für Geschenke. Das ist nichts Religiöses.
- Im Kontakt mit Muslimen, die den Ramadan praktiziert haben, habe ich den Sinn der Fastenzeit wieder entdeckt.
- Was bedeuten wohl Gott unsere Feste? Sie verändern doch nichts.
- Die Feste sind immer gleich. Warum findet man keine neuen, die besser zu unserer aktuellen Kultur passen?
- Feste sind vor allem für die Familie da, besonders Weihnachten.
Fragen
- Was meinen Sie dazu?
- Haben Sie Feste erlebt, die in Ihrem Leben eine besondere Bedeutung hatten? Welche?
ENTDECKEN
Wenn der Glaube hilft, den Sinn des Lebens zu deuten, entsteht dadurch etwas Neues, auch ein neues Zeitgefühl. Im Rhythmus der Jahreszeiten entfaltet sich das Leben der Welt – und daran angeschlossen folgt auch das liturgische Jahr, das Kirchenjahr, einem bestimmten Rhythmus, um den Glauben zu feiern.
Im Alten Testament lesen wir, wie der Glaube sich entwickelt hat, entsprechend dem immer besseren Verstehen, wie Gott ist und welchen guten Plan er für die Menschen hat.
Mit Christus erfüllt sich die Zeit, und die Geschichte der Menschheit beginnt – im Glauben – ihr Ziel zu erreichen: den Aufbau des Reiches Gottes.
Gottesdienste im Rhythmus der christlichen Feste
In der Kirche versammeln sich die Christen zu einer Gemeinschaft im Namen des Herrn, um Gottesdienste zu feiern. Das ist öffentlich zu sehen, denn unser Gebet, das uns mit Gott vereint, geschieht nicht im Geheimen. Das Kirchenjahr wird markiert von vielen Festen, die mehr oder weniger bedeutsam sind. Dabei erinnert man sich an Ereignisse im Leben Jesu oder im Leben von Heiligen. Sie dienen dazu, die Freude am Glauben zu stärken. Jedes Fest ist etwas Besonderes.
Von Anfang an haben die Christen „Lust“, Gott zu feiern und für seine Taten zu danken und ihn zu verehren. Vor allem erinnern sie sich daran, was Gott in Jesus getan hat durch sein Leben, Sterben und Auferstehen. Die Feste im Kirchenjahr sind immer Gelegenheiten, dass wir uns an Jesus Christus erinnern und sein Wirken vergegenwärtigen.
Die Liturgie aktualisiert in ihren Gottesdiensten jene Ereignisse, die zu einer bestimmten Zeit in unserer Geschichte zu unserem Heil gewirkt haben.
Stichwort: Liturgie Dieses griechische Wort bedeutet so viel wie: öffentliches Werk. Die Kirche feiert das, was sie glaubt. Die Liturgie ist in diesem Sinn ein Gebet, durch das Christen in Gemeinschaft Gott anbeten und ihm danken. Die Liturgie hat immer einen klaren Ablauf, einen Rahmen mit Texten und Riten, die jedoch eine gewisse Freiheit lassen, sie für heute zu interpretieren und für heutige Situationen anzupassen. |
Das Kirchenjahr
Das liturgische Jahr folgt einem Kalender, der im Lauf der Jahrhunderte entstanden ist. Ostern und Weihnachten sind die großen Pfeiler. Jedes dieser beiden Feste hat zuvor eine Zeit der Vorbereitung und danach eine Zeit des Dankes.
Zwischen diesen großen Festkreisen ist die so genannte „Zeit im Jahreskreis“ mit so manchen Festen und Gedenktagen.
Weihnachten
Mit dem ersten Sonntag im Advent beginnt das liturgische Jahr, das Kirchenjahr. Der Advent umfasst ca. vier Wochen Vorbereitung auf Weihnachten.
Dann feiern wir das Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember.
Die Weihnachtszeit setzt sich fort bis Mitte Jänner – bis zum Fest der Taufe Jesu. In dieser Zeit findet auch das Fest Epiphanie (Erscheinung des Herrn) sowie das Dreikönigsfest statt.
Dieser ganze Festkreis ist wie eine Meditation über die Ankündigung und die Ankunft Jesu auf unserer Welt, als erstgeborener Sohn einer Familie in Israel.
Ostern
Das Datum des Osterfestes ist flexibel. Es findet zwischen 22. März und 25. April gemäß dem Mondkreislauf statt, und zwar am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Damit respektiert die Kirche auch eine jüdische Tradition.
Ostern ist das größte kirchliche Fest des Jahres. Die Christen feiern Tod und Auferstehung Jesu.
Die Fastenzeit
Die Fastenzeit vor Ostern dauert 40 Tage und symbolisiert einerseits die 40 Jahre, die das Volk Israel die Wüste durchzogen hat, bevor es das Gelobte Land betreten hat. Andererseits erinnert sie daran, dass Jesus auch 40 Tage in der Wüste war, um seine Mission innerlich vorzubereiten.
Seit dem 3. Jahrhundert findet die Taufe von Erwachsenen einmal im Jahr zu Ostern statt. Die Fastenzeit ist eine besondere Zeit der Vorbereitung für die Katechumenen und gleichzeitig eine gute Gelegenheit für die bereits Getauften, den Glauben zu vertiefen.
Heute beginnt die Fastenzeit mit Aschermittwoch. Sie hat drei Schwerpunkte:
Umkehr/Bekehrung: Man will intensiver die Liebe Gottes entdecken und gemäß dem Evangelium leben.
Gebet: Man will für sich selbst Gebets-Gewohnheiten erneuern und Gelegenheiten zum gemeinsamen Gebet bewusster nützen, um die eigene Berufung als Christ zu verlebendigen.
Teilen: Ein Christ kann nicht für sich allein glücklich sein, sondern verwirklicht sich im Austausch mit anderen. Dabei geht es um den Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit. In der Tradition des Teilens geht es auch um eine Verwirklichung der so genannten Werke der Barmherzigkeit.
Die Fastenzeit erreicht ihren Höhepunkt in der Heiligen Woche (Karwoche), einer Woche voller Kontraste: Am Palmsonntag erinnert man sich, dass Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem gefeiert wird; später jedoch wird er abgewiesen und zum Tod verurteilt: daran erinnert man sich am Karfreitag. Dazwischen erinnert der Gründonnerstag an das Letzte Abendmahl, bei dem Jesus gleichsam sein Testament übermittelt und das Wesentlichste seiner Botschaft nochmals betont hat.
Die Osterzeit
Zu Ostern freuen wir uns, dass Christus auferstanden ist. Seine Auferstehung ist ein Ereignis, das uns einlädt, in seiner Nachfolge für die Sünde zu sterben und jeden Tag zu einem neuen Leben geboren zu werden. Während des ganzen Lebens kann ein Christ stets erneuern, was er in der Taufe versprochen hat bzw. was ihm in der Taufe geschenkt wurde.
Die Osterzeit dauert 50 Tage, d.h. diese Zeit der Freude übersteigt die 40 Tage der Vorbereitung.
Abgeschlossen wird die Osterzeit durch Pfingsten.
Pfingsten
In der Dynamik des Pfingstfestes richtet sich die Einladung zu glauben an alle Menschen. Denn der Heilige Geist, dessen Herabkommen zu Pfingsten gefeiert wird, wird in allem zur Seite stehen, was durch die Gläubigen vermittelt werden soll. Somit ist Pfingsten eigentlich der Anfang der Kirche, die ihren Atem vom Heiligen Geist empfängt, der bis heute in jedem Einzelnen wirkt zum Heil der Welt.
Stichwort: Werke der Barmherzigkeit Die Werke der Barmherzigkeit sind Taten der Liebe, die wir unseren Nächsten schenken. "geistlich": belehren, raten, trösten, ermutigen, vergeben, geduldig ertragen. "leiblich": Hungrige speisen, Obdachlose beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen, Tote begraben. „modern“: ich nehme dich an, ich höre dir zu, ich rede gut über dich, ich gehe ein Stück mit dir, ich teile mit dir, ich besuche dich, ich bete für dich. |
Sonntag – Tag des Herrn
Die großen Feste sind markante Ereignisse im Kirchenjahr. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Feste von Heiligen, mit denen die Geschichte des Christentums durchwoben ist. Der normale Rhythmus des Jahres hingegen wiederholt sich von Woche zu Woche und gibt auch der normalen Zeit, dem Alltag, einen religiösen Sinn.
Von Generation zu Generation sind die Jünger/innen Jesu eingeladen, sich jeden Sonntag zu versammeln. Diese Wiederholung steht in der Tradition der Treue Gottes, der seinen Bund in Jesus Christus durch den Heiligen Geist immer anbietet, damit jeder sich daran mit seinem Leben anschließen kann. Die Liturgie bekräftigt auf diese Art die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen in allen Kulturen und zu allen Zeiten.
Stichwort: Sonntag In anderen Sprachen wird ein religiöser Sinn des Sonntags deutlicher: domenica, domingo, dimanche - und dies bedeutet: Tag des Herrn. Seit Pfingsten feiern die Christen den ersten Tag der Woche als Tag der Auferstehung Jesu und Neuschöpfung durch Gott und des Tages, an dem Gott seine Schöpfung vollendet hatte. |
ZUR VERTIEFUNG
Feiern im Kirchenjahr
Was bedeuten die verschiedenen Feste bzw. das Kirchenjahr für Sie?
Verändert sich der Glaube, wenn man diese Zeiten bewusst mitlebt?
Teilnahme an der Liturgie der Kirche
Die Kirche empfiehlt, im Rhythmus der Sonntage und der Feste, das Kirchenjahr mitzuleben
Wie nehmen Sie diese Einladung an?
Können Sie sich vorstellen, dass dieser Rhythmus den Glauben ein Leben lang dynamisiert?
Unterschiedliche christliche Feste
Was fällt Ihnen insgesamt auf?
Was wollen Sie für sich in Bezug auf diese Feste noch klären?
Der Ablauf des Kirchenjahres
Advent
Weihnachten
Weihnachtszeit - mit: „Epiphanie“ (Erscheinung des Herren) / Dreikönigsfest / Taufe des Herrn
Zeit im Jahreskreis 1
Fastenzeit – beginnt mit Aschermittwoch
Karwoche: Palmsonntag – Gründonnerstag – Karfreitag – Karsamstag
Ostern
Osterzeit – mit Christi Himmelfahrt
Pfingsten
Zeit im Kirchenjahr 2 – mit Dreifaltigkeitssonntag / Fronleichnam / Maria Himmelfahrt / Christkönig
GEBET
Von Anfang wurde die Kirche von der Byzantinischen Liturgie inspriert. In diesem Sinn wurde der folgende Hymnus komponiert:
Ehre sei dir, du hast mich zum Leben berufen,
Ehre sei dir, du hast mir die Schönheit des Universums gezeigt,
Ehre sei dir, du hast mir offenbart durch Himmel und Erde hindurch
das ewige Buch deiner Weisheit.
Ehre sei deiner Ewigkeit inmitten dieser vergänglichen Welt,
Ehre sei dir für deine verborgenen und sichtbaren Wohltaten,
Ehre sei dir für jeden Seufzer, der aus meiner Traurigkeit stammt,
Ehre sei dir für alles in meinem Leben, für jeden Augenblick der Freude,
Ehre sei dir, o Gott, in alle Ewigkeit.
Ehre sei dir, der du die Dunkelheit der Erde an dich durchdrungen hast,
die Unterschiedlichkeit der Farben, der Geschmäcker und der Düfte.
Ehre sei dir für die wunderbare Güte deiner Natur,
Ehre sei dir, für die Tiefe deiner Weisheit, von der die ganze Welt Zeugnis gibt,
Ehre sei dir, der du über uns das strahlende Licht des ewigen Lebens leuchten lässt,
Ehre sei dir für die Hoffnung dich zu sehen in deiner Herrlichkeit,
unsterblich und unantastbar.
Ehre sei dir, o Herr, in alle Ewigkeit.
Ehre sei dir in der ruhigen Stunde des Abends,
Ehre sei dir, der du über die Welt einen tiefen Frieden legst,
Ehre sei dir für deine Verheißung unendlicher Freude am Tag ohne Ende,
Ehre sei dir, o Gott, in alle Ewigkeit.
nach: La Prière des chrétiens de Russie. Michel Evdokimov, C.L.D