19. DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Der Gott der Christen wird eingezwängt in Dogmen.
- Warum soll man immer wieder dasselbe seit 2000 Jahren wiederholen?
- Um meinen Glauben auszudrücken, singe ich lieber moderne Lieder; das ist fröhlicher.
- Ich hab gehört, dass es verschiedene Formen von Glaubensbekenntnissen gibt. Warum kann man sich nicht auf ein einziges einigen? Es wäre besser, man macht ein Glaubensbekenntnis aller Menschen, die an Gott glauben.
- Das Glaubensbekenntnis ist zu kompliziert, um Gott wirklich zu verstehen. Zu jedem Satz kommen einem viele Fragen.
- Das Glaubensbekenntnis steht für eine ununterbrochene Tradition vom Glauben der Apostel bis heute.
- Das Glaubensbekenntnis ist ein bisschen ein Sammelsurium von dem, was die Kirche will, dass man glauben soll.
Fragen
- Gibt es eine Aussage, die Sie mehr als andere anspricht? Warum?
ENTDECKEN
Das Glaubensbekenntnis ist ein ganz besonderer Text. Er wurde vor langer Zeit geschrieben. Auch wenn die verwendeten Formulierungen uns heute fremd ist, hat das Glaubensbekenntnis für die Christen eine große Bedeutung. Dabei geht es um eine Zusammenfassung dessen, was die Gemeinschaft der Christen glaubt.
Um heute Christ zu werden, müssen wir uns auf eigene Art diese Worte des Glaubens aneignen. Es wird aber auch deutlich, dass es ein bisschen kompliziert ist, einerseits mit diesen Formulierungen zu beten, andererseits den ganz persönlichen Glauben auszudrücken.
Stichwort: Glaubensbekenntnis Das Glaubensbekenntnis wird auch „Symbolum“ (griechisch) oder „Credo“ (lateinisch) genannt. Symbolum bedeutet: Zusammenfassung verschiedener Aspekte einer einzigen Angelegenheit; Credo bedeutet: Ich glaube. Auch wenn die Sprache des Glaubensbekenntnisses heute nicht einfach ist, so stellt dieses Bekenntnis des Glaubens einen gemeinsamen Treffpunkt der Christen über Konfessionsgrenzen hinweg dar. |
Wozu dient ein solches „Glaubensbekenntnis“?
Damals
Die ersten Christen wurden im Verlauf der Ausbreitung des Glaubens mit verschiedenen Fragen konfrontiert: Was glauben wir eigentlich? Wie kann man das in aller Kürze zusammenfassen? Wie kann man das öffentlich ausdrücken?
Vor allem in der Begegnung mit neu am Glauben Interessierten werden diese Fragen relevant. Die älteste Form eines Credo ist deshalb ein kurzer Dialog zwischen einem Zelebranten und einem Katechumenen während einer Tauffeier:
- Glauben Sie an Gott, den allmächtigen Vater?
- Ich glaube.
- Glauben Sie an Jesus Christus, Sohn Gottes?
- Ich glaube.
- Glauben Sie an den Heiligen Geist?
- Ich glaube.
Nach jeder Antwort wurde der Katechumene mit Wasser übergossen.
Bald gründen sich neue christliche Gemeinschaften rund um das Mittelmeer. Wie können diese Neugetauften nun sicher sein, dass sie in dem Glauben bleiben, den die Apostel im Namen Jesus Christi überliefert haben?
Dafür haben die Verantwortlichen der Ortskirchen im 3. Jahrhundert Gesprächsformen nach Frage-Antwort-Schema entwickelt, um das Gesamte des Glaubens kurz und prägnant zur Sprache zu bringen. Das sollte ein Orientierungs- und Referenztext für alle Christen sein. Daraus entstand das Apostolische Glaubensbekenntnis.
Aber wie kann man verstehen und interpretieren, was das Credo aussagt?
Während des 3. und 4. Jahrhunderts gibt es ein intensives Ringen, was denn wirklich der Glaube ist und was ihm widerspricht. Es gab mehrere Auseinandersetzungen mit Irrlehren (Häresien). Um eine Lösung zu finden, haben sich die Bischöfe auf einem Konzil versammelt.
(Ein Konzil ist ein Treffen der Verantwortlichen, das für alle Gläubigen gültige Entscheidungen treffen kann.)
Zuerst fand ein Konzil in Nicäa statt (325), dann in Konstantinopel (381). Dort wurden die verschiedenen wesentlichen Elemente des Glaubens zu einem Text zusammengefasst: das Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel wurde festgelegt. Dieses macht das vorherige nicht ungültig, aber bestärkt die wesentlichen Inhalte des Glaubens.
Mit dieser Formulierung ist die Sache aber nicht abgeschlossen, denn offensichtlich sind Christen immer herausgefordert, den Glauben stets besser zu verstehen, um Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist kennen zu lernen. Denn es geht darum, den christlichen Glauben in jeder Epoche und in allen Kulturen in der jeweiligen Gegenwart zu leben.
Heute
Der ganze Weg des Katechumenats bezieht sich auf ein Bekenntnis des Glaubens der christlichen Gemeinschaft, das die Katechumenen kennen lernen und annehmen, und dessen Verständnis alle Getauften immer wieder vertiefen sollen. Die liturgische Feier der Übergabe des Glaubensbekenntnisses verdeutlicht dies und erinnert an die grundlegende Einheit aller Gläubigen in Jesus Christus.
Wie jedes Symbol soll das Credo ein lebendiges Zeichen sein. Es geht darum, dass es hilft, in jener Geschwisterlichkeit zusammenzuleben, die uns im Namen Gottes verheißen ist.
Am Ostertag steht das Bekenntnis des Glaubens in enger Verbindung mit der Taufe, vor allem für jene, die dieses Sakrament empfangen. Für alle Christen ist dies eine Gelegenheit, ihre Taufe gleichsam zu erneuern.
In diesem Sinn wird auch in jeder Sonntagsmesse das Glaubensbekenntnis gesprochen, gleichsam als bekennende Antwort auf das zuvor gehörte Wort Gottes.
Woran glauben die Christen?
Wenn man das Credo genauer betrachtet, bemerkt man, dass die Christen nicht nur ihren Glauben an Gott ausdrücken, sondern sein Wirken gegenüber den Menschen insgesamt bekennen: Gott ist ein Gott des Bundes, der an unserer Seite ist.
Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde
Wenn Gott allmächtig ist, ist er gleichsam wie ein Vater und kann sich mit einer unendlichen Kraft der Liebe den Menschen zuneigen.
Was will aber Gott, der Schöpfer, mitteilen? Gott ist doch kein Zauberer, der die Welt quasi aus dem Hut (oder aus dem Urknall) gezaubert hätte. Er ist Schöpfer durch sein Wort und seine Gegenwart im Herzen der Menschen.
Im Alten Testament sind Himmel und Erde die beiden, voneinander unterschiedenen Bereiche, die miteinander den Kosmos, das Universum, formen. Doch sie gehören zusammen: Gott hat sie beide geschaffen.
Die Menschen hingegen hat Gott berufen, Mitschöpfer zu sein und Verantwortung zu übernehmen für diese Welt und sie sorgsam zu gestalten – in einer Art liebevoller Zuneigung zu allem, was Gott geschaffen hat.
Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn
Jesus von Nazaret ist der von Gott gesandte Messias. In ihm verkörpert sich das Engagement Gottes in unserer gemeinsamen und persönlichen Geschichte. Wenn wir zu ihm „Herr“ sagen, ist das Wort allerdings nicht im Sinn eines dominanten Herrschers zu verstehen. Denn das würde Gott nicht entsprechen, der den Menschen die Freiheit lässt. Hinter diesem Begriff geht es um die Liebe Gottes, um die „Herrschaft der Liebe“. Wenn man also sagt „unser Herr“, ist man bereit, die Herrschaft seiner Liebe im eigenen Leben anzunehmen und sich daran zu orientieren.
der empfangen wurde durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tag auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, sitzt er zur rechten Gottes; von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten
Dieser Teil des Credo ist nahe an dem, was Paulus an die Korinther schreibt: Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe... (1 Kor 15,3) Und dann erläutert Paulus, dass der Glaube keine abstrakte Philosophie oder Weltanschauung ist, sondern sich ganz konkret auf Jesus Christus bezieht.
Jesus ist vollkommen Mensch und er kommt von Gott. Er ist Sohn, gesandt vom Vater. Jesus stirbt. Sein Hinabsteigen in das Reich des Todes zeigt die Realität des Todes und bestätigt, dass Gott in Jesus radikal am Menschen Anteil nimmt, sogar bis auf den tiefsten Punkt der physischen oder moralischen Existenz.
In manchen Überlieferungen spricht man von einem Hinabsteigen Jesu in die „Hölle“. Hölle ist hier ein symbolischer Begriff für ein Reich des Todes und des Verderbens. – In diesem Hinabsteigen zu den Toten (in die „Hölle“) macht Christus sich solidarisch mit dem Leid aller, die quasi auch im Leben durch eine Hölle hindurchgehen.
Am dritten Tage ist Jesus auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Während dieser drei Tage des Übergangs vom Tod zum Leben trägt Jesus in sich die Geschichte der Menschheit und er führt sie zur Gerechtigkeit und zum Frieden Gottes. Mit Paulus haben die Christen die Überzeugung, dass weder Tod noch Sünde uns trennen kann von der Liebe Gottes.
Jesus kommt, um zu richten. Aber in den Herzen jener, die glauben, lässt er die Wahrheit Gottes aufscheinen. Schon jetzt. Später und dann für alle wird sich dies in vollem Licht realisieren. Die Wahrheit aber verurteilt die Sünder nicht, sondern konfrontiert sie, die eigene Verantwortung unter dem Eindruck Gottes zu bemessen und neu zu verstehen. – Wie das „konkret aussieht“, wissen wir nicht.
Ich glaube an den Heiligen Geist
Der Glaube der Christen ist trinitarisch, d.h. drei-faltig: In Jesus entdecken wir, dass Gott in sich selbst Gemeinschaft ist. Der Heilige Geist ist Geschenk Gottes. Er lädt jeden ein, in diese Gemeinschaft der Liebe einzutreten.
Der Heilige Geist begleitet uns von Anfang an, er bestärkt uns auf unserem Weg, er lässt die treue Gegenwart Gottes erahnen. In der Freude des Heiligen Geistes sprechen wir: Ich glaube.
... die heilige katholische Kirche
Glauben an die Kirche oder glauben in der Kirche: das ist ein Unterschied. Die Kirche hat inmitten aller Nationen und Völker die Aufgabe empfangen, das weiterzuführen, was Jesus begonnen hat: in der Nachfolge der Apostel Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen zu sein.
Glauben an die Kirche bedeutet hier das Vertrauen in sie, dass sie heilig ist, weil sie vom Heiligen Geist inspiriert wird. Freilich zeigt die Geschichte, dass sie eine menschliche Institution ist, die von Sündern gestaltet wird.
Glauben in der Kirche betont, dass es ein gemeinsamer Glaube ist, der uns in Jesus Christus verbindet.
Die Kirche ist katholisch, d.h. weltweit, universell. Die Mitglieder der Kirche sind keine Privilegierten, aber Zeugen. Gott liebt alle Menschen und alle können sich von ihm leiten lassen.
... an die Gemeinschaft der Heiligen und die Vergebung der Sünden
Die Gemeinschaft der Christen bildet eine starke und grundlegende Gemeinschaft, die über Raum und Zeit miteinander verbunden ist. Diese Verbindung war im Plan Gottes seit der Erschaffung der Welt. Er will ein Wachstum an Geschwisterlichkeit zwischen allen Menschen, das alle Grenzen von Nationen, Völkern und Rassen überwindet. Eine solche versöhnte Menschheit kann aufgebaut werden durch die Fähigkeit zu verzeihen und zu vergeben, die wiederum von Gott kommt und das übersteigt, was Menschen für möglich halten. Die Mitglieder des Volkes Gottes sind berufen, daran mitzuwirken.
In Jesus Christus bleibt die Zukunft für jeden Menschen offen. Denn niemand ist endgültig der Macht des Bösen unterworfen.
... an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben
Die Hoffnung der Jünger Jesu bezieht sich nicht auf die Erwartung eines neuen Paradieses. Das menschliche Leben strahlt schon etwas vom Leben Gottes wider. Heute gibt es ein vielfaches Engagement für mehr Menschlichkeit. Wenn man daran gemäß den eigenen Möglichkeiten im Geist der Liebe mitwirkt, kann dies immer weitere Kreise ziehen.
Auch das bedeutet in gewisser Weise schon: als Auferstandene leben. In die Auferstehung ist auch der Leib hineingenommen, also die historische individuelle Persönlichkeit jedes Menschen. (Das ist hier unter „Leib“ gemeint.)
Das ewige Leben beginnt also in gewisser Weise schon hier und jetzt, mitten in diesem Leben – und wir gehen darauf zu, dass es einst seine ganze Fülle erreichen wird, wenn wir erkennen, dass jede/r einzigartig und unendlich von Gott geliebt ist. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. (Joh 17,3)
Wenn ein Christ also sagt „ich glaube“, stellt er sich frei und ganz persönlich in das hinein, was das Credo ausdrückt: in den Bund mit Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Indem man das Glaubensbekenntnis spricht, bezeugt man die Hoffnung, die in einem lebt und die man mit allen Christen teilt.
ZUR VERTIEFUNG
Ein Blick auf das bisher Gesagte
- Kennen sie andere Arten zu glauben?
- Was hilft Ihnen beim Glauben?
- Gläubig zu sein unter anderen: Ist das für Sie mehr eine Chance oder eine Schwierigkeit?
Gespräch zum Glaubensbekenntnis
- Gibt es im Credo Formulierungen, die Ihnen besonders auffallen? Welche? Warum?
- Was bedeutet es, wenn man Christ wird, dass man zugleich „Erbe des Glaubens“ist, der noch von den Aposteln her stammt?
GEBET
Lesen Sie langsam die eine oder andere Fassung des Credo:
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden
nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Das Apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.