18. DIE SAKRAMENTE
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Warum gibt es verschiedene Sakramente? Ein einziges würde genügen, um zu sagen, dass wir mit Gott eins sind.
- Ich geh ganz gern in eine Kirche, aber am liebsten wenn ich alleine bin.
- Ich habe schon Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen miterlebt. Irgendwie hat mich das alles berührt.
- Die Sakramente sind Rituale, von denen ich überhaupt nichts verstehe.
- Sakramente: Dabei denke ich an formale Abläufe, die sehr routiniert aber wenig lebendig absolviert werden.
- Ich bin manchmal in einen Gottesdienst gegangen, aber das ist ganz unterschiedlich von Ort zu Ort.
- Die Sakramente helfen mir, die Gegenwart Gottes in meinem Leben besser zu verstehen.
Fragen
- Welche Aussage gibt Ihnen mehr zu denken als andere?
- Wenn Sie schon bei verschiedenen Feiern teilgenommen haben: Worauf haben Sie geachtet? Was ist Ihnen aufgefallen? Wurden Sie angesprochen durch Gebete, Symbole, Gesten, Worte?
ENTDECKEN
Wenn man verstehen will, wie die Christen ihren Glauben ausdrücken, muss man auch die Wirklichkeit der Sakramente in Betracht ziehen. Die Sakramente werden gefeiert mit Gesten, die man sieht, mit Worten, die man hört, mit Symbolen, die man entschlüsselt. Sie verwirklichen – auf sichtbare Art und Weise – den Glauben und eine Begegnung Gottes mit dem Gläubigen.
Auch wenn die Sakramente von Menschen vollzogen werden, bleiben sie ein Geschenk Gottes.
Sakramente – Zeichen der Kirche
Das Wort Sakrament kommt vom lateinischen sacramentum.
Paulus spricht von Mysterien, von Geheimnissen, die etwas mit der Größe der Menschen und ihrer göttlichen Berufung zu tun haben, und in denen die Sehnsucht Gottes für das Leben der Welt verborgen da ist. (Es geht also nicht um etwas Heimliches oder Unverständliches.)
Die Kirche feiert sieben Sakramente. Diese Zahl wurde im 13. Jahrhundert festgelegt und im Konzil von Trient im 16. Jahrhundert bestätigt. Die Zahl 7 hat eine symbolische Bedeutung. In der jüdisch-christlichen Tradition steht sie für Vollkommenheit.
Einige Sakramente werden einmal gefeiert, andere können immer wieder empfangen werden, um die Dynamik des christlichen Lebens zu fördern.
Taufe
Sie ist der Anfang des christlichen Lebens. Sie vereint mit Christus, mit Christi Tod und mit seiner Auferstehung. Durch die Taufe wird man Mitglied der Kirche.
Firmung
In der Kraft des Heiligen Geistes wird man im Glauben und in einer christlichen Lebenspraxis bestärkt.
Eucharistie
Dieses Sakrament erinnert an Jesus, der zeichenhaft und real in Verbindung mit dem Leben der Kirche und den Christen bleibt. Sein Leben ist wie eine Nahrung für unser Leben.
Versöhnung
Dieses Sakrament, das auch Buße oder Beichte genannt wird, steht dafür, dass Gott vergibt, auch wenn der Mensch Böses getan hat. Aber Gott schenkt neues Vertrauen und hilft auf einem Weg der Umkehr.
Krankensalbung
Wer mit Öl gesalbt wird, empfängt Trost im Glauben durch Christus, der jenen nahe ist, die leiden.
Weihe
Dieses Sakrament wird von Bischöfen, Priestern und Diakonen empfangen, um ihre Berufung zum Dienst des Evangelium und der Einheit der Christen zu bezeichnen.
Ehe
Die Liebe zwischen Mann und Frau ist berufen, den Bund zwischen Gott und den Menschen zu bereichern.
Insgesamt beziehen sich die Sakramente auf unterschiedliche Wirklichkeiten des menschlichen Lebens. Es gibt ein Sakrament – die Eucharistie –, die ganz besonders das Geschenk Gottes an die Menschen und die Zugehörigkeit der Gläubigen zu Jesus Christus bezeichnet.
Stichwort: Zeichen Jeder Mensch macht alltäglich viele Zeichen mit Händen, Augen usw. Die Zeichen sind wichtig für die Kommunikation zwischen den Menschen. In diesem Sinn kann man verstehen, dass Gott den Menschen Zeichen seines Bundes schenkt: den Regenbogen (Gen 9,13), einen Namen (Ex 3,13-15), die Wolke (Ex 34,5)... Jesus hat verschiedene Zeichen vollbracht, um die Liebe Gottes, seines Vaters, zu verkünden. Er lässt sich taufen; er heilt; er spricht in aller Öffentlichkeit; er sorgt für die Speisung von mehreren tausend Menschen ... Sein ganzes Leben, sein Tod und seine Auferstehung sind Zeichen der Macht und des Reiches Gottes. Heute hat Gott der Kirche die Sakramente als Zeichen seiner Zärtlichkeit, seiner Liebe, seiner Zuwendung anvertraut. |
Die Sakramente sind Geschenke Gottes
Jeden Augenblick unseres Lebens können wir uns für die Gegenwart Gottes öffnen. Unablässig ruft uns der Heilige Geist, wie Brüder und Schwestern zu leben.
Die Sakramente sind kein magisches Monopol der Kirche, um den Gläubigen Heiligen Geist zu schenken. Allerdings versteht die Kirche die Sakramente gleichsam als privilegierte Situationen, in denen Gott und Mensch einander begegnen.
Das hat Konsequenzen für unseren Glauben.
- Niemand kann sich selbst ein Sakrament spenden. Man empfängt die Taufe, die Eucharistie, die Krankensalbung usw. Das deutet an, dass es sich dabei um Geschenke Gottes handelt, die in der Freiheit des Glaubens angenommen werden.
- Ein Geschenk Gottes zu feiern, ist ein Fest für alle. Die Sakramente sind deshalb keine privaten Ereignisse, sondern untrennbar mit der Kirche verbunden:
Priester, Diakone, Bischöfe handeln im Namen Gottes, des Herrn, in der Kirche.
Jene, die Sakramente empfangen, tun dies durch die Vermittlung der christlichen Gemeinschaft.
- Die Kirche selbst ist ein Sakrament, d.h. ein Zeichen und eine Wirklichkeit des Reiches Gottes. Jesus hat sie gegründet, damit sein Werk durch die Geschichte hindurch weitergeführt wird.
Paulus nennt die Kirche „Leib Christi“ und er versteht darunter: Es ist Christus, der die christliche Gemeinschaft quasi konfiguriert und damit jeden einzelnen Getauften sich ähnlich macht. Wenn man getauft und gefirmt ist, und die Eucharistie empfangen hat, gilt das für das ganze Leben.
- Die Sakramente tragen in sich einen Samen, der uns auf Gott hin orientiert. Es geht um das Leben als Kinder Gottes, das wachsen, sich entfalten und Frucht bringen soll. Das ist zugleich ein Weg beständiger Umkehr, also einer immer wieder neuen Hinwendung zu Gott. Es ist ein Weg, der zu einer tiefen Freude führt.
Stichwort: sakramentales Leben Das sakramentale Leben ist der Weg einer Gemeinschaft, die ganz eng miteinander verbunden ist. Das sakramentale Wort ist zuallererst nicht individuell, obwohl es sich an jeden Einzelnen richtet. Vielmehr formt es die Einzelnen als Mitglieder der Gemeinschaft. Kein Christ hat Worte des Glaubens, die er nicht in der Gemeinschaft empfangen hätte. Und die empfangenen Worte und Zeichen des Glaubens sind nicht bloß ausgesprochene Gedanken oder berührende Symbole: Sie wollen Wirklichkeit werden durch die Antwort – in Wort und Tat – jedes einzelnen Gläubigen und in der Gemeinschaft, der er angehört. |
ZUR VERTIEFUNG
Die Sprache der Symbole
In den Sakramenten der Kirche werden viele Symbole verwendet. Was sagen sie Ihnen?
Der Sinn der Sakramente
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Ein Zeichen unter den anderen: die Fußwaschung
Jesus legt großen Wert auf die Bedeutung von Zeichen. Bevor er gekreuzigt wird, macht er etwas Erstaunliches: Er wäscht die Füße der Apostel. Tatsächlich haben die Menschen zur Zeit Jesu Sandalen getragen. Der Brauch der Fußwaschung, mit dem Reisende empfangen werden, hat mit Wohltat und Hygiene zu tun. In dieser Zeichenhandlung nimmt Jesus die Rolle eines Dieners in einer Herberge an.
Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, daß ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen. Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß, hat mich hintergangen. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. (Joh 13,1-20)
- Wenn Jesus dieses Zeichen setzt, will er etwas damit sagen: Was ist Ihrer Meinung nach der Sinn dieser Handlung? Was sollen seine Jünger verstehen?
- Wie kann man heute die Bedeutung der Fußwaschung als christliches Symbol verstehen?
- Wie können uns die Sakramente inspirieren, auf die Art Jesu zu leben und Zeuge und Diener für andere zu sein?
GEBET
Dank sei dir, o Christus, für alle, die du berufen hast,
Arme an deinem Körper zu sein
und eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens aufbauen.
Dank sei, o Jesus, für alle, die du berufen hast,
Augen deines Körpers zu sein
und mit Zärtlichkeit und Zuwendung
jeden Menschen zu sehen, dem sie begegnen.
Dank sei dir, o Christus, die du berufen hast,
Ohren an deinem Körper zu sein
und die Schreie der Armen und Verachteten zu hören.
Dank sei dir, o Christus, für die Menschen,
die deine Kirche daran erinnern,
dass sie ihre Kraft nicht aus sich selbst schöpft,
sondern jeden Tag neu empfängt von dir.
Dank sei dir, o Christus, für die Zeugen,
die deine neue sakramentale Gegenwart sichtbar machen.
Dank für dein freigebiges Austeilen deines österlichen Lebens,
das im Rhythmus jeder Eucharistie
unablässig und fruchtbar alle Glieder deines Leibes inspiriert
und Himmel und Erde verbindet, wie eine Ahnung des Ewigen.
Dank sei dir, o Christus, für die Lebenden und die Toten,
für den Schmerz der Welt und die Herrlichkeit deines Reiches,
für die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft des Menschen.
nach dem heiligen Ambrosius