16. DAS SAKRAMENT DER EUCHARISTIE
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Brot und Wein! Warum nicht Wasser und andere Früchte?
- Es gibt Christen, die zur Messe gehen und andere eben nicht.
- Ich sehe eigentlich keinen Zusammenhang zwischen dem Leben Jesu und der Messe.
- Die Eucharistie ist doch ein Opfer, aber warum soll man dieses Opfer ständig wiederholen? Und ist Gott nicht einer, der das Leben und die Freude der Menschen will?
- Schade, dass nicht alle Gläubigen dieser Erde dieselbe Art der Gottesverehrung pflegen.
- Warum soll die Eucharistie nur denen vorbehalten sein, die getauft sind? Und die katholisch sind?
- Die Messe ist doch immer dasselbe. Das braucht man eigentlich nicht.
- Wenn ich mir Zeit nehme zu beten und die Texte vor dem Gottesdienst durchlese, dann sagt mir das alles plötzlich viel mehr.
- Eigentlich ist mir das Zusammenkommen mit Menschen, die ich kenne, wichtiger als das, was der Priester da macht.
Fragen
- Welche dieser Meinungen ist für Sie besonders interessant - oder zutreffend - oder falsch? Warum?
- Woran denken Sie, wenn Sie von einer heiligen Messe hören?
Stichwort Eucharistie Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Dank sagen. In ihrer heutigen Form ist diese Feier Erinnerung, Vergegenwärtigung, Gebet und Tun zugleich. Die Gläubigen feiern in gläubiger Haltung ihren Dank gegenüber Gott für all das, was er Gutes getan hat, und in besonderer Weise für seinen Bund mit den Menschen durch Jesus Christus. |
ENTDECKEN
Zu allen Zeiten sind Christen am Sonntag in die heilige Messe, zu einer Eucharistiefeier, gegangen. Aber warum machen sie das? Was steckt für sie dahinter?
Vielleicht kann man das besser verstehen, wenn man noch einmal an den Anfang denkt. Jesus macht beim letzten Abendmahl aus dem gebrochenen Brot ein Zeichen für sein Leben, das er hingibt. Damit verbindet sich dies – in der Folge entwickelt sich daraus die Eucharistiefeier – zutiefst mit Jesus selbst und wird zu einem wesentlichen Element im Glauben der Christen und für das Leben der christlichen Gemeinschaften.
Ein erster Empfang der Kommunion eröffnet die sakramentale Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Während man Taufe und Firmung nur einmal im Leben empfängt, ist das Sakrament der Eucharistie wie ein Nahrungsmittel für das alltägliche christliche Leben, das man immer wieder zu sich aufnimmt.
Dank für das Leben Jesu
Sein Leben
Im ganzen Leben Jesu kann man die Gegenwart Gottes entdecken. Sein Tun und seine Worte spiegeln ein totales Vertrauen in Gott wider, den er Vater nennt. Aber für den frommen Juden Jesus ist dieses Sich-Überlassen in die Hände des Vaters keine bloße Vorherbestimmung und keine unterwürfige Selbstverständlichkeit. Es ist kein Automatismus, der in seiner Beziehung zum Vater abläuft. Es liegt ganz in seiner Freiheit, dass er vollkommen damit einverstanden ist, Sohn Gottes und Messias zu sein, und zwar mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Und man kann davon ausgehen, dass sich Jesus auch die Worte der Psalmen zu eigen macht, in denen Gott gedankt wird: Sagt Dank dem Herrn, denn er ist gut, denn seine Huld währt ewig. (Ps 136,1)
Das Letzte Abendmahl
In den Evangelien finden wir Berichte über das Letzte Abendmahl, bei denen Jesus die Eucharistiefeier begründet. Am Pascha-Abend sind die zwölf Apostel mit Jesus versammelt. Sie feiern das jüdische Fest des Brotbrechens in Erinnerung an die Vorbereitungen, die das Volk vor dem Exodus auf Anweisung des Mose getroffen hatte.
Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein, und verteilt ihn untereinander! Denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt. Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (Lk 22,14-20)
Jesus spricht den rituellen jüdischen Segen über Brot und Wein, aber er macht sie zu Zeichen seines Lebens. Es nicht mehr das Opferlamm des jüdischen Paschafestes, das hier dargeboten wird, um Gott zu danken. Jesus macht sein Leben zu einem großen Dank und zum Zeichen für alle, die mit ihm Gemeinschaft haben wollen. (Christus anzugehören macht auch heute nur Sinn, wenn man sich beständig bewusst an seine Liebe erinnert und sie lebendig und aktuell lebt.)
Angesichts der bevorstehenden Ereignisse weiß er sich zutiefst verwundbar, aber zugleich aufgehoben in der Liebe, die er vom Vater empfangen hat. Das erlaubt ihm, frei zu bleiben und in dieser Freiheit sein Leben hinzugeben:
Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen. (Joh 10,18)
Erst nach Pfingsten verstehen die Apostel den vollständigen Sinn der Worte Jesu: Tut dies zu meinem Gedächtnis (1 Kor 11,24).
Und sie erinnern sich an seine Worte: Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart … Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist… Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin … Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. (vgl. Joh 17,6-10)
Stichwort: die Symbole der Eucharistiefeier "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ (vgl Lk 22,14-20) Das Blut, Symbol des Lebens, veranschaulicht die Existenzialität und Radikalität des Bundes, das im Opfer Jesu neu begründet ist. Die Eucharistie ist jedoch keine in sich abgeschlossene kultische Handlung, sondern erneuert jenen Bund, der sich durch Liebe im Alltag verwirklicht. Das hat viel zu tun mit Haltungen, Einstellungen, Worten und Taten, die auf der Linie der zehn Gebote liegen. Es geht um den ganzen Menschen und um ein umfassendes Anteilnehmen an Jesus. |
Verschiedene Begriffe für die Eucharistie
Im Neuen Testament: Paulus spricht vom Herrenmahl (1 Kor 11,20). Damit markiert er die Verbindung mit der jüdischen Praxis des Pascha und des letzten Abendmahles, das die Apostel mit Jesus, dem Herrn, gefeiert haben.
Der Evangelist Lukas spricht von einem Brechen des Brotes bzw. Brot-brechen (Apg 2, 42), das den Aspekt des Teilens hervorhebt.
Ab dem zweiten Jahrhundert spricht man von Eucharistie. Die Feier wird etwas ausführlicher gestaltet, mit Gebeten für die empfangene Gnade, mit Dank für das, was man opfert – Brot und Wein, als Zeichen der menschlichen Arbeit – die das Gebet in gewisser Weise material anschaulich, spürbar, erfahrbar machen.
Später spricht man von der Messe (bzw. von der heiligen Messe). Das kommt vom lateinischen Wort missa, das am Ende der Eucharistiefeier gesprochen wird und Sendung, Auftrag bedeutet (Das Wort Mission kommt von hier.) Messe wird danach zu einem Sammelbegriff für die gesamte Feier mit ihren vielen einzelnen Teilen.
Die Kommunion ist jener Teil der Messe, bei dem die Gläubigen Brot und Wein empfangen, die zuvor vom Priester als Leib und Blut Christi konsekriert (geheiligt) wurden. Das Wort Kommunion (= Gemeinschaft) bezeichnet die spirituelle Dimension der Eucharistie, d.h. das Eintreten in innigste Gemeinschaft mit Christus, ihn in sich aufzunehmen und mit ihm ein Leib zu sein.
Die Feier der Eucharistie
Die Messe umfasst einen vielfältigen liturgischen Ablauf mit verschiedenen Teilen. Das beinhaltet eine Dynamik. Diese Feier in Erinnerung an Jesus und an seine Auferstehung (zu Ostern) lässt die Christen nicht bloß Zuschauer sein; sie sind teilnehmende Akteure an dem, was Jesus in Treue zur Liebe des Vaters gelebt hat.
Darbringen und Segnen
Gesegnet bist du Gott, Herr des Universums, der du uns Brot und Wein gibst.. Im Bewusstsein, dass jegliche Kraft des Menschen zu handeln von Gott kommt, sind Brot und Wein Symbole für das Leben der Menschen. Brot und Wein sind Früchte der Arbeit, von Bauern, von Bäckern, von Winzern...
Das Brot als ein Grundnahrungsmittel ist ein Zeichen für etwas Lebens-notwendiges. Der Wein steht für Tage des Festes, des Überflusses. Er ist das Zeichen des von Jesus vergossenen Blutes und zugleich verweist er auf die Freude des Reiches Gottes. Eigentlich ist in diesen Gaben auch das Leben der Christen präsent. Denn sie selber sollen sich wie eine lebendige Opfergabe zum Lob der Herrlichkeit Gottes hingeben.
Anrufung und Konsekration ("Wandlung")
Wenn der Priester die Gesten und Worte Jesu vollzieht, ist es der Heilige Geist, der durch ihn Brot und Wein konsekriert, heiligt, verwandelt, damit sie Sakrament der Gegenwart Christi werden.
Das ist keine christliche Magie, sondern ein Akt des Glaubens, in dem Brot und Wein empfangen werden als Leib und Blut Christi. Um dieses Geheimnis besser zu verinnerlichen, hebt der Priester die Hostie und den Kelch mit Wein in die Höhe. Dieses Hochheben ist der Moment, in dem man dieses Zeichen der Gegenwart Gottes betrachten kann. Dazu verharren die Gläubigen in einer Haltung der Anbetung.
Die Hostie, die hier präsentiert wird, ist nicht das einzige Zeichen der Gegenwart Christi. Aber hier steht sie für das Zentrum des christlichen Glaubens, für das Leben Christi, für das Geheimnis des Heiles für alle.
Kommunion
Sie wird vorbereitet durch das Gebet des Vater Unser und ein Zeichen des Friedens, das man einander zuwendet. Damit verwirklicht sich die versammelte Gemeinschaft selbst zum Zeichen der Gegenwart Christi. Die Eucharistie baut eine Geschwisterlichkeit zwischen den Gläubigen auf, die in Christus begründet ist; nicht in Sympathie oder gemeinsamem Engagement.
Das Hinzutreten zur Kommunion wird durch ein Gebet vorbereitet: Herr, ich bin nicht würdig, dass du zu mir kommst; aber wenn du zu mir sprichst, werde ich Heil finden.
In diesem Sinn bereiten sich die Gläubigen in Demut und Vertrauen darauf vor, die Kommunion in Gestalt der konsekrierten Hostie zu empfangen. Dabei ist die Eucharistie immer ein Geschenk, keine Verpflichtung. Sie ist ein Augenblick intensiver Einheit in Christus.
Stichwort: Wie soll man zur Kommunion gehen? „Wenn du dich näherst, mach mit deinen Händen einen Thron, damit die Hostie wie dein König, wie dein Herr hineingelegt wird. Empfange den Leib Christi und antworte mit Amen. Bewege dich in einer Haltung der Anbetung und des Respekts: Du wirst geheiligt und für würdig empfunden, Anteil am göttlichen Leben Christi zu erhalten. Danach sage Gott Dank für ein solch großes Geheimnis.“ (nach Cyrill von Jerusalem 315-386) |
Stichwort: zwei große Teile (zusammenfassend) Die beiden großen Teile der Messe sind: die Liturgie des Wortes und die Liturgie der Eucharistie im engeren Sinn.
Liturgie des Wortes: Dazu gehört das Hören auf Worte der Heiligen Schrift, des Wortes Gottes, die unseren Glauben näheren. Sie erinnern an die Werke Gottes in der Geschichte des Volkes und im Leben Christi. Die Versammlung der Christen antwortet auf die gehörten Worte.
Liturgie der Eucharistie: Jesus Christus, der sich hingegeben hat, wird zur Nahrung des Glaubens. Die. Erinnerung an Jesus wird vergegenwärtigt, man ist quasi dabei beim letzten Abendmahl, bei der Tischgemeinschaft Jesu mit seinen engsten Vertrauten. Die Gläubigen nehmen teil am Gebet und am Opfer Christi. Zum Abschluss (Gehet hin in Frieden) werden die Gläubigen gesandt, Zeugnis von der Liebe Christi zu geben. |
Eucharistie für eine erneuerte Welt
Gestärkt durch Wort und Leib Christi sind die Christen berufen, in diesem Sinn als lebendige Zeugen und als sichtbarer Leib Christi inmitten der Menschen zu leben.
Die Eucharistiefeier schließt mit dem Segen und der Sendung in die Welt. Im Horizont der Eucharistie ist die Einheit der Menschheit, die durch Liebe versöhnt wird. Das ist es, was sich Gott zutiefst wünscht.
An der Eucharistie teilzunehmen führt dazu, diesen Horizont wahrzunehmen, unabhängig davon, was man in der Feier fühlt. Es ist deshalb relativ unwichtig, ob eine Messe gelungen erscheint oder langweilig. Sie ist immer Geschenk Gottes. Die Christen finden Geschmack, daran teilzunehmen, weil sie sich von Christus eingeladen wissen, der Nahrung ist, damit sie in Freude ihren Weg als seine Jünger/innen gehen.
ZUR VERTIEFUNG
Eine Anregung:
Die Katechumenatsgruppe organisiert eine gemeinsame Teilnahme an einer Sonntagsmesse. Danach spricht man über die Gesten und Worte, die einem aufgefallen sind.
Eine Frage:
Wie sehen Sie die Verbindung zwischen dem alltäglichen Leben und der Eucharistiefeier?
GEBET
Das folgende Gebet verdeutlicht das Geheimnis der Eucharistie.
Sie können sich Zeit nehmen, um den Text zu meditieren und/oder miteinander austauschen, was Sie anspricht.
Du, den wir so weit weg im Himmel denken,
den unsere Hände zögernd suchen,
Du, den wir so hoch, so heilig, so groß nennen,
den unsere unklaren Sehnsüchte bedrängen,
Du, der Lebendige, die Quelle des Lebens,
nach dem wir in unseren täglichen Toden dürsten.
Wie kannst du das Brot sein auf dem Tisch des Mahles?
Wieso bist du der Wein für unsere Feste?
Wie kannst du die Frucht unserer Hügel und unserer Felder sein,
erarbeitet im Schweiß unseres Angesichts und gehandelt in unseren Geschäften,
wie ein Stück von etwas, das ich gegeben habe, und nun als deinen Leib empfange,
als etwas, das geteilt ist, und dadurch vereint.
Brot der Tränen und der Freude, Kelch des Schmerzes und des Segens,
Schrei der Verdammten, Hymne der Geretteten,
Angst vor der Leere, Begeisterung in der Fülle.
Du, der seit immer Unerreichbare, du bist uns nahe gekommen,
du hast in der Herrlichkeit des Universums die Spuren deiner Schritte hinterlassen,
du hast gezeichnet und eingeschrieben dein Bild
in Gesicht und Herz von Mann und Frau.
Aber eines Tages, so hast du am Jordan gesagt, dass hier dein vielgeliebter Sohn ist.
Im Zeichen deiner Liebe zu uns hast du ihn uns gegeben:
Er wurde geteilt wie Brot, zermalmt und geheftet ans Kreuz,
um geteilt und getrunken und gegessen zu werden.
Und durch sein Leben, das von dir gekommen ist, wurde ein neues Universum geboren.
Das vergossene Blut fließt in den Adern des großen Leibes des Auferstandenen.
Freude erklingt und verstreut sich in österlichen Hymnen.
Ein Friede versammelt die Brüder und Schwestern
und wer Kommunion empfangen hat,
wird selbst Eucharistie werden.
nach : Joseph Gélineau, Toi qu nous plaçons plus loin, Prier, n° 164