11. DER AUFERSTANDENE JESUS LEBT FÜR IMMER
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Jesus ist lebendig, was soll das heißen?
- Reinkarnation ist doch etwas anderes als die Auferstehung Jesu – oder?
- Die Auferstehung Jesu ist die Quelle meiner Hoffnung jeden Tag.
- Ich bin praktizierender Katholik, aber an die Auferstehung glaube ich nicht.
- Ob Jesus auferstanden ist oder nicht, was ändert das für uns? Auf jeden Fall sterben wir alle eines Tages.
- Das, was zählt, ist das Leben Jesu und seine Botschaft. Alle Berichte von Auferstehung, Erscheinung und so sind nur Wunschdenken oder Phantasie.
- Wenn Jesus jetzt schon mehr als 2000 Jahre lebendig ist, dann ist er kein menschliches Wesen wie wir.
Fragen
- Welche dieser Meinungen ist für Sie besonders interessant - oder zutreffend - oder falsch? Warum?
- Was bedeutet für Sie „Auferstehung“?
ENTDECKEN
Seitdem es Christen gibt, glauben sie an etwas, das sehr unwahrscheinlich ist: Jesus ist auferstanden. Derjenige, der gestorben ist, ist lebendig.
Und das ist der zentrale Punkt des christlichen Glaubens.
Deshalb ist Ostern, das Fest der Auferstehung, das wichtigste Fest des Jahres für Christen. Darauf beziehen sich alle anderen christlichen Feiertage: Himmelfahrt Jesu, Pfingsten, Weihnachten.
Die Worte der Apostel – Jesus lebt! – stehen ganz konträr zur Erfahrung, dass der Tod das Ende des Lebens ist. Jesus kann vom Tod nicht festgehalten werden. Die Kraft Gottes, die während seines ganzen Lebens am Werk war, zeigt sich nochmals und auf einzigartige Weise im Augenblick seines Todes. Er vereint sich mit dem, von dem er eigentlich nie getrennt war.
Die Auferstehung Jesu: ein Ereignis
Nach dem Tod Jesu: Was ist da passiert?
Gemäß dem Neuen Testament haben sich seine Jünger unmittelbar nach seinem Tod zerstreut. Doch plötzlich taucht ein Gerücht auf. Einige Frauen berichten: Er lebt! Und das lässt die Jünger nochmals zusammenkommen und sie befragen. Aber es genügt nicht, damit sie schon zum Glauben kommen. Sie wollen sich vergewissern.
Die Auferstehung Jesu: ein Zeichen
Die Auferstehung erscheint wie ein Ereignis, das auf Jesus zukommt.
Die Jünger haben zunächst nur ein einziges Zeichen: das leere Grab. Die Auferstehung ist ein Ereignis, das niemand direkt bezeugen kann. Es sind die Frauen, die Apostel und einige Jünger, die bekräftigen, dass Jesus lebt: Sie sind ihm begegnet. Und in dieser Begegnung mit ihm, dem Auferstandenen, öffnen sich ihre Augen zum Glauben an das, was Ostern ab jetzt bedeutet.
Eine Initiative Jesu
Die Berichte, in denen von den Erscheinungen des Auferstandenen erzählt wird, zeigen Jesus als denjenigen, der die Initiative ergreift. Das Erkennen Jesu aber muss Zweifel und Unsicherheiten überwinden. Es handelt sich um eine spirituelle Erfahrung, für die sich die Jünger nach und nach öffnen. Jesus erscheint, „sein Körper“ zeigt eine Existenz, die kein Wiedereintritt in noch eine Verlängerung seines irdischen Lebens ist, aber auf ein radikal anderes Leben verweist.
Das Eingreifen Gottes
Die Texte des Neuen Testaments stellen das Ereignis der Auferstehung Jesu in den Mittelpunkt ihrer Botschaft. In diesem Sinn wendet sich Petrus an das Volk:
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und die Freilassung eines Mörders gefordert. Den Urheber des Lebens habt ihr getötet, aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Dafür sind wir Zeugen. (Apg 3,13–15)
Im Ersten Petrus-Brief lesen wir:
Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht. (1 Petr, 3,18)
Diese Aussagen lassen verstehen, dass die Auferstehung Jesu ein Eingreifen Gottes ist. Gott-Vater bestätigt die Wahrheit des Zeugnisses und all dessen, was Jesus gesagt und getan hat: Er ist der Messias, der von Israel erwartet wurde.
Um die Auferstehung zu beschreiben, benützen die Evangelien Wörter aus dem Alten Testament: aufsteigen, zum Vater gehen, Verherrlichung. Dies öffnet einen symbolischen Raum. Was unten ist, repräsentiert den Ort des Todes; in der Höhe ist der von Gott bewohnte Himmel. In diesem Sinn weisen sie darauf hin, dass Jesus von jetzt an lebendig ist und an demselben Ort wie Gott dasselbe Leben hat.
Stichwort: Auferstehung im jüdischen Glauben zur Zeit Jesu Wie andere Juden glauben die Pharisäer und auch die Apostel an eine gemeinsame Auferstehung der Gerechten am Ende der Zeiten. Der jüdische Glaube an den Bund beinhaltet, dass im Jenseits, wo die Liebe Gottes sich vollständig zeigt, die Wahrheit des Lebens aller Menschen im Licht Gottes erscheint. Die Auferstehung Jesu aber ist ein einzigartiges, unvergleichbares Ereignis: nämlich nicht am Ende der Zeit, sondern inmitten unserer historisch fassbaren Zeit, kurz nach seinem Tod. |
Auferstehung in ein neues Leben
Gott akzeptiert nicht, dass der Tod das letzte Wort hat. Das hat er ein für allemal durch die Auferstehung Jesu bekräftigt.
Die ersten Christen glaubten, dass Jesus wiederkommen wird in Herrlichkeit, und zwar noch zu ihren Lebzeiten. Tatsächlich geht die Geschichte mittlerweile über 2000 Jahren weiter. Jesus ist nicht triumphal wiedergekommen. So heißt das: Der auferstandene Jesu bleibt einer von uns.
Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. (Kol 1,18–20)
Die bleibende Aktualität der Auferstehung Jesu öffnet einen Weg für das Leben aller Menschen aller Zeiten.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute. (2 Kor 5,17–19)
In Galiläa hat Jesus nur seine Schüler begleitet. Heute ist er lebendig nahe bei uns und beruft auch uns zur Auferstehung:
Und das Zeugnis besteht darin, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. Dies schreibe ich euch, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt; denn ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. (1 Joh 5,11–13)
So sind wir in gewisser Weise Auferstandene, indem wir das Leben Christi in uns empfangen haben.
ZUR VERTIEFUNG
Die Auferstehung Jesu
Was finden Sie überraschend?
Was entdecken Sie bezüglich Jesu und seiner Beziehung zu Gott-Vater?
Was bedeutet die Auferstehung Jesu für die christliche Hoffnung?
Die Berichte des Auferstandenen
Lesen Sie die biblischen Texte oben; nehmen Sie sich Zeit, um zu überlegen, was passiert ist, was sich zwischen Anfang und Ende verändert.
Können Sie heute Jesus in unserer Welt entdecken, wie er uns ruft, das Leben mit ihm zu teilen? Wie?
Sehen Sie um sich herum irgendwelche Zeichen der Gegenwart des lebendigen Jesu? Welche?
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie Jesus begegnen?
Die Emmaus-Jünger
Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so daß sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen, und der eine von ihnen – er hieß Kleopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, daß du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, daß er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
(Lk 24,13–35)
GEBET
Er ist auferstanden von den Toten
Er ist auferstanden von den Toten, der Sohn Gottes, unser Bruder.
Er ist auferstanden, befreit vom Tod und als Sieger.
Er hat unser Schicksal geteilt
um es mit seinem Licht zu erhellen.
Durch ihn sind alle Schatten vorüber
des Schmerzes und des Todes.
Und nun, im tiefsten Grund seines Leidens
geht über uns die österliche Morgendämmerung auf.
Eine einzigartige Geschichte ist vollendet:
Als erster Erbe des Reiches,
lebt Jesus bei Gott.
Sein bescheidener und geheimnisvoller Fortgang
ist der Weg, zu dem jeder Mensch durch ihn eingeladen ist.
Wir wollen nicht außerhalb unseres Lebens
diesen seinen Übergang suchen.
Denn er ist es, der zu uns kommt.
Jenseits unseres Todes ist er es,
der auf uns wartet.
nach: Hymne « Temps présent »