04. GOTT SCHLIESST EINEN BUND
FÜR DAS GESPRÄCH
was man so sagt
- Bedeutet Glauben, dass man sein Leben ändern muss?
- Früher hat man keine Fragen gestellt. Heute ist völlig unklar, ob Gott in der Evolution und in der Gesellschaft überhaupt da ist.
- Gott ist derjenige, der das Leben gibt.
- Und Gott hat wirklich einen Plan für die Menschen?
- Gott ist viel größerer als wir. Seinem Willen muss man gehorchen.
- Gott liebt uns; er will, dass wir frei und stark sind durch uns selbst.
Fragen
- Welche dieser Meinungen ist für Sie besonders interessant - oder zutreffend - oder falsch? Warum?
- Woran denken Sie beim Wort „Bund“?
ENTDECKEN
Gott spricht zu den Menschen. Indem er sich an Abraham wendet, erwählt und sammelt er ein Volk. Auf ähnliche Weise beruft er Mose, der das Volk später in die Freiheit führen soll. Gott ist initiativ. Er macht sich eindrucksvoll bemerkbar, damit eine Beziehung des Vertrauens möglich wird. Das soll die Grundlage des Bundes mit den Israeliten sein.
Die Geschichte von Moses lädt uns ein, Stück für Stück in Gott jemanden zu erkennen, der einen Anfang setzt und auf den Weg bringt, und der auch weiterhin das Volk durch die Geschichte hindurch begleitet.
Stichwort Bund In Sinne von Vereinbarungen, die zwei Partner im politischen Leben eingehen, verwendet die biblische Sprache das Wort Bund, um die Beziehung auszudrücken, die Gott zwischen ihm und dem Volk der Glaubenden einsetzt. Gott und sein Volk sind freilich nicht Partner auf gleicher Ebene, der Bund ist der Wunsch Gottes, der das Wohl des Volkes will. Also ist es nur sinnvoll, wenn das Volk darauf eingeht. Entlang des ganzen Geschichte des Alten Testamentes werden Bünde geschlossen: mit Adam, Noah, Abraham, Moses, David... Das Neue Testament bezeichnet sich als Buch des Neuen Bundes in Jesus Christus. Mit ihm erreicht er seine Vollendung und zeichnet damit einen guten Weg für die ganze Menschheit vor. Die Christen feiern das Geheimnis des Bundes durch die Liturgie der heiligen Messe, die Sakramente und in weiterem Sinn durch das ganze christliche Leben. |
Wer ist Moses?
Er hat im 13. Jahrhundert vor Jesus Christus gelebt.
Nach Abraham ist er die markanteste Gestalt in der Entstehung des Judentums.
Gemäß der Tradition des Buches Exodus, stammt Moses aus dem Stamm Levi. Er ist das Kind, das dem angeordneten Kindermord durch den Pharao entkommen ist. Moses erhält eine ägyptische Erziehung. Als er erwachsen wird, verleugnet er seine hebräischen Wurzeln nicht. Nachdem er einen Ägypter getötet hat, der einen Hebräer gequält hatte, hat Moses Angst. Er flieht in die Wüste. Er wird Hirte bei den Midianitern, er heiratet Zippora.
Die Geschichte des Mose ist eng verbunden mit dem Schicksal des Volkes der Israeliten in der Zeit der Gefangenschaft als Sklaven in Ägypten und deren Weg in die Freiheit.
Aber zunächst ist die Wüste ein besonderer Ort der Offenbarung Gottes:
Gott spricht zu Moses
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, daß Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen...
...Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Mose antwortete Gott: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt, und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren.
Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der "Ich-bin-da". Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der "Ich-bin-da" hat mich zu euch gesandt.
(Ex 3,1-8a; 10-16)
Indem sich Gott der „Ich-bin-da“ nennt, betont er seine Gegenwart und seine Bereitschaft, einen neuen Schritt zur Erfüllung der gegebenen Verheißungen zu gehen. Zugleich wird Kommunikation auf neue Art mit ihm möglich, die durch Moses vermittelt wird.
Mit Moses treten wir ein in die Geschichte, in der sich die Verheißungen an Abraham erfüllen: eine Nachkommenschaft, ein Land.
Ein Gründungserlebnis: der Exodus
Mose geht zurück nach Ägypten mit der Aufgabe, den Pharao zu bitten, die Hebräer ziehen zu lassen. Aber der Pharao weigert sich. Schließlich fliehen die Hebräer unter der Führung des Mose, der zugleich betont: Er ist nur der Diener des eigentlichen Führers und Befreiers: Gott.
Im Buch Exodus geht es nicht nur um eine Geschichte, wie das Meer überquert wird. Beschrieben werden danach 40 Jahre Wanderung in der Wüste nach dieser Befreiung. In all dieser Zeit gibt es mehrere Versuche, in das verheißene Land Kanaan einzuziehen. Aber das dauert. In all diesen Jahren festigt sich das Volk; es praktiziert das Leben gemäß dem Bund mit Gott und orientiert sich dabei an dem empfangenen Gesetz. Diese Zeit in der Wüste ist wie ein Übergang (man sagt auch Passage, Pasqua, davon kommt das spätere Wort für das Pascha-Fest), in der die Hebräer geläutert werden und sich vorbereiten auf ihre Berufung, Volk Gottes zu sein als Zeichen der Treue Gottes.
Die Zeit des Exodus umfasst mehrere Etappen, die alle notwendig sind, damit das Volk tatsächlich zum Volk wird.
Vor der Flucht: eine Mahlzeit
Die Hebräer bereiten sich vor zu fliehen. In Eile essen sie bestimmte Speisen, die zu Symbolen des Übergangs von der Sklaverei zur Freiheit werden: das Brot ist ohne Sauerteig, ein Lamm wird am Feuer gebraten. (Ex 18,8-10)
In dieser Tradition wird das jüdische Pascha-Fest noch heute gefeiert (Ex 12,14):
Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel!
Aus dem jüdischen Pascha-Fest wird für Christen später – in der Erinnerung an die Auferstehung Jesu – das Osterfest. Auch dies ist ein Fest eines Übergangs und einer Befreiung - vom Tod zum Leben. Wenn die Christen heute die Auferstehung Jesu zu Ostern feiern, vergessen sie nicht, wie Jesus selbst, an diesen Exodus-Auszug der Hebräer zu denken.
Eine Zeit des Nomadentums in der Wüste
Die Wüste ist ein feindseliger Boden, wo das Volk gleichsam Prüfungen des Gottvertrauens und des inneren Zusammenhalts erlebt. Die Hebräer lernen den Hunger kennen. Sie sind von jeder Zivilisation entfernt. Sie beginnen, ihre gegenwärtige Situation zu bedauern und sie würden lieber Sklaven sein, weil sie in der Gefangenschaft zumindest zu essen und zu trinken hatten.
Doch immer wieder kommt überraschende Hilfe und Kraft von Gott, der ihnen unter der Führung des Mose beisteht, 40 Jahre in der Wüste zu überleben und stark zu werden.
In der Freiheit formen die Hebräer ein Volk, dessen Identität sich durch den Glauben an den einen Gott definiert. Sie sind von jetzt eine Religion der Verehrung, des Erkennens Gottes.
Gott erneuert und konkretisiert seinen Bund
Ein Berg ist ein hervorgehobener Ort, wo Gott sich zeigt. Moses geht auf den Gipfel des Sinai (heute wird diese Stelle mit dem „Mosesberg“ identifiziert). Gott übergibt dem Mose zehn Weisungen: die 10 Gebote.
Das Bundesangebot Gottes
Im dritten Monat nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten – am heutigen Tag – kamen sie in der Wüste Sinai an. Sie waren von Refidim aufgebrochen und kamen in die Wüste Sinai. Sie schlugen in der Wüste das Lager auf. Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg.
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der Herr läßt den nicht ungestraft, der seinen Namen mißbraucht.
Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
(Ex 19,1-25)
Die zehn Gebote, die auf Steintafeln eingemeißelt sind, beschreiben den Bund. Diese Gesetzestafeln werden danach in einer Lade aufbewahrt: in der Bundeslade. Ein Zelt dient als Aufbewahrungsort und demnach als Heiligtum (vgl. Ex 25,10-22 und 40,18-21).
Der ganze Kult der Israeliten wird von fortan zentriert sein auf dieses Geschenk des göttliches Bundes-Gesetzes.
Aber es wäre zu wenig, den Bund auf die Befolgung dieser Gebote und Verbote zu reduzieren. Diese Lebensordnung bedeutet keine Unterwerfung unter einen dominanten Gott. Man muss ja nur genau hinschauen, um die erkennen, wie sehr darin die Würde und das Zusammenleben der Menschen betont, gleichsam auf eine göttliche Ebene gehoben werden. Vielmehr sind diese „Vorschriften“ wie eine Sehnsucht Gottes zu verstehen, der will, dass das menschliche Zusammenleben gelingt. Dahin will er führen und die Menschen dazu bringen, eine gerechte Gesellschaft aufzubauen. Mit anderen Worten: Gott hat eine sehr hohe Idee von den Menschen. Er hofft auf sie, er vertraut ihnen seinen Bund inmitten dieser Welt an.
Das Gesetz sollte man daher sehen als eine Perspektive für mehr Menschlichkeit. Zugleich kann man das Geschenk des Gesetzes nicht trennen von der vorgegangenen Erfahrung der Befreiung aus Ägypten. Es geht um eine volksgeschichtliche Dynamik, um Segen und Wohlstand für das Volk Israel; und darüber hinaus betrifft dieser Bund als Zeichen und als Einladung später auch andere Völker.
Diese Zeit des Anfangs betrifft das Judentum, aber auch die Christen. Jenseits aller Unterschiede führt Gott fort, seinen Bund mit den Menschen einzugehen. Jede/r Gläubige ist auch heute eingeladen, die Freiheit zu wählen, in der Gott allein uns führt, nicht eine schwache Freiheit, aber eine, die sich finden lässt auch beim Durchqueren unserer Wüsten. Sich dem Christentum zuzuwenden schenkt Anteil an dieser Befreiungsgeschichte.
ZUR VERTIEFUNG
Die Erfahrung des Bundes
Was von dem zuvor Gesagten ist für Sie markant? In welcher Weise?
Wie können Sie verstehen, dass Christwerden bedeutet, in eine Bundes-Beziehung mit Gott zu treten?
Die Erfahrung des Exodus
Der Exodus ist wie eine Gründungserfahrung für das hebräische Volk, für die Juden und die Christen. Woran können Sie das nachvollziehen?
Haben sie schon einmal eine befreiende Erfahrung gemacht? Wie war das?
Die Erfahrung der Freiheit
Notieren Sie alles, was Sie mit diesem Wort assoziieren.
Was bedeutet Freiheit für Sie persönlich – besonders in Bezug auf Ihre Gemeinschaftsbeziehungen?
Ein Text:
Moses sieht den brennenden Dornbusch.
Heute sehen die Gläubigen das Licht des Evangeliums Jesu.
Moses geht zum Sinaï.
Heute gehen die Gläubigen tief in sich, um die Kraft des Heiligen Geistes zu finden, der in ihnen ist.
Moses führt das Volk.
Heute ist es die Kirche, die auf dem langen Weg des Volkes Gottes unterwegs ist.
GEBET
Gott, wir besingen deinen Sieg.
Deine Liebe hat alle Mächte des Todes überwunden:
Starker Gott, du hast uns befreit:
wir loben dich, Gott unserer Väter.
Du hast Israel aus der Unterdrückung befreit.
Die Feinde sind im Meer untergegangen;
Christus hat uns aus dem Tod herausgeholt;
Das Wasser der Taufe hat uns gereinigt.
Alle Unterdrückten, die ihr Haupt erheben,
alle Völker, die eine Diktatur ablehnen,
alle Rassen, die sich gegen die Sklaverei erheben:
Du bist mit ihnen, Gott der Gerechtigkeit.
Die Kraft deiner Freiheit fegt alles Feindselige hinweg;
das Feuer deiner Leidenschaft für Gerechtigkeit verbrennt es.
Der unmögliche Friede wird dann Realität.
Alles Böse wird überwunden.
Einst hat sich der Feind gebrüstet:
„Ich werde sie vernichten;
Ich werde sie zu Sklaven meiner Laune machen;
und ich werde sogar ihre Seele beherrschen.“
Aber er ist verschwunden in der Versenkung.
Wer kann vor dir bestehen, Herr?
Du hast uns geholfen, die Mächte des Todes zu überwinden,
deine Liebe hat uns befreit aus der Gefangenschaft.
Und du führst dein Volk in das gesegnete Land,
wo Gerechtigkeit und Frieden herrschen.
Ja, o Herr, du hast uns berufen, auf dem heiligen Berg zu leben,
du hast ihn uns zum Erbe gegeben,
und du lebst unter uns für alle Zeiten,
von Ewigkeit zu Ewigkeit.