Wien: Starker Zuwachs bei Taufzulassungen Jugendlicher
Zulassungsfeier für 118 Taufbewerber mit Administrator Grünwidl in Augustinerkirche, darunter 37 im Alter von 14 bis 20 Jahren -Katechumenatsleiter Vychityl: Erwachsenentaufe wird zunehmend zu einer Normalität
Einen vergleichsweise starken Jahrgang an Erwachsenentaufen verzeichnet die Erzdiözese Wien im Jahr 2025. 118 Jugendliche und Erwachsene aus dem gesamten Diözesangebiet – 50 mehr als vor einem Jahr – kamen am Donnerstagabend in Begleitung ihrer Pfarrer, Katecheten sowie Patinnen und Paten in die Augustinerkirche, um dort die Urkunde zur Taufzulassung entgegenzunehmen. Der Apostolischen Administrator Josef Grünwidl verwies auf den hohen Anteil Jugendlicher unter den Taufbewerbern: Ein Drittel von ihnen (37) sind erst zwischen 14 und 20 Jahren alt. Mit Blick auf die 22 vertretenen Herkunftsländer - 48 sind in Österreich geboren, die zweitgrößte Gruppe stammt aus dem Iran – sprach er von einem „Stück Weltkirche“, die sich zu der feierlichen Liturgie versammelt hatte.
Höchst unterschiedlich sind die Wege, auf welchen die Taufbewerber zum christlichen Glauben gefunden hätten, hob Grünwidl mit einem Verweis auf die vorab schriftlich verfassten Glaubensbiografien der Katechumenen hervor. Diese seien durchaus als „Liebesgeschichten zwischen Gott und dem Menschen zu verstehen“: Etliche Taufkandidaten hätten von anderen Menschen einen Impuls dafür bekommen oder seien zu einer religiösen Veranstaltung wie etwa einem Alphakurs, einer Wallfahrt, einer kirchlichen Gruppe oder christlichen Studentenverbindung eingeladen worden – um in weiterer Folge auf den Gedanken zu kommen, sich taufen zu lassen.
Für andere sei die Entscheidung zum Christentum hingegen ein „intimes Erlebnis“ gewesen, so der Apostolische Administrator weiter. „Bei einigen war es ein Traum, der dem Leben neue Richtung gab, in einem Fall ein plötzlicher Impuls bei der täglichen Joggingrunde vor einem großen Holzkreuz, bei anderen ein Schicksalsschlag wie etwa eine Krankheit oder das Hören geistlicher Musik.“ Bei manchen habe sich Gott über die Gefühle gemeldet, bei anderen durch Nachdenken oder durch die Beschäftigung mit vielen Religionen. „Es gibt so viele Wege zu Gott wie es Menschen gibt. Er sagt Ja zu jedem von euch und hat für jeden einen einzigartigen Weg vorgesehen“, so Grünwidl.
Anfang eines Weges
Beim christlichen Glauben sei die Gemeinschaft ein wesentliches Element, fuhr der Übergangsleiter der Erzdiözese Wien fort, gelte doch: „Niemand kann sich selbst taufen. Erst durch Gemeinschaft der Kirche bleibt der Glaube gesund und lebendig.“ Die Sonntagsmesse sei das „wöchentliche Glaubenstraining der Christen, bei dem wir zusammenkommen, Gott loben und einander stärken auf unserem Weg des Christseins“. So wichtig das Taufsakrament auch sei, komme es nämlich vor allem darauf an, „was danach kommt. Denn die Taufe ist nicht das Ziel, sondern nur der Anfang eines Weges, der das ganze Leben dauert“, erklärte der Administrator.
Eine zentrale Feier der Zulassung gibt es in mehreren österreichischen Diözesen. Sie bildet einen der Höhepunkte der mindestens einjährigen Vorbereitung auf das Taufsakrament, das an Erwachsene traditionellerweise in der Osternacht gespendet wird. Wie Grünwidl darlegte, ist die Zulassung „das offizielle Ja der Kirche zu den Taufbewerbern und auch deren offizielle Bekundung, zu Jesus Christus und der Kirchengemeinschaft gehören zu wollen“.
Zum Christentum über Soziale Medien
Auf die Besonderheit vieler junger Taufbewerber verwies im Gespräch mit Kathpress der Katechumenats-Verantwortliche der Erzdiözese und auch der Bischofskonferenz, Daniel Vychityl. „In der Vergangenheit hatten wir vor allem Taufbewerber zwischen 20 und 40 Jahren, nun stellt die Altersgruppe der Jugendlichen jedoch die größte Gruppe dar, wobei die Mehrheit von ihnen österreichische Staatsbürger ist.“ Viele der jungen Taufbewerber kämen aus Familien, in denen der Glaube keine Rolle spielte, deren Eltern aus der Kirche ausgetreten sind oder keine Taufe im Kleinkind- oder Erstkommunionalter wollten. In etlichen Fällen werde die Taufe nun im Firmalter nachgeholt, mit einer Vorbereitung teils im Zuge pfarrlicher Firmkurse, sofern dies sinnvoll sei. Bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen sei ein tiefergehender Einzelunterricht die Regel.
Als wichtigen Faktor für den Zulauf junger Menschen zur Taufe sieht Vychityl die zunehmende religiöse Selbstsuche in einer säkularen Gesellschaft. „Viele dieser Jugendlichen berichten, dass sie sich innerlich schon immer religiös gefühlt haben. Oft war es eine persönliche Krise oder eine intensive Auseinandersetzung mit dem Glauben im Freundeskreis oder in der Schule, die sie zur Entscheidung führte, sich taufen zu lassen.“ Auch das Erleben lebendiger Glaubensgemeinschaft in Jugendgruppen, Sozialprojekten und kirchlichen Bewegungen spielten eine Rolle, sowie nicht zuletzt Soziale Medien: „Jugendliche informieren sich eigenständig im Internet, lesen Erfahrungsberichte oder theologische Inhalte und kommen so auf die Idee, sich taufen zu lassen.“
Mehrere Taufzulassungsfeiern in Österreich
Übers Jahr hinweg rechnet Vychityl mit insgesamt 170 Erwachsenentaufen allein in Wien. Eigene Taufzulassungsfeiern gibt es in diesen Tagen auch in anderen österreichischen Diözesen wie etwa in Linz, wo sich derzeit rund 25 Katechumenen auf die Taufe vorbereiten, in St. Pölten für 15 Täuflinge, in Graz, wo zwei Feiern geplant sind, sowie in Tirol mit voraussichtlich sieben Taufbewerbern.
Was die österreichweite Zahl betrifft, sei mit mehr katholischen Erwachsenentaufen als im Vorjahr zu rechnen, als es zwischen 220 und 250 von ihnen gab; die endgültige Zahl wird erst im Zuge der amtlichen Statistik der Bischofskonferenz im Herbst veröffentlicht. Diese verzeichnete zuvor 208 Erwachsenentaufen im Jahr 2023, 226 (2022), 287 (2021) und 417 (2020), wobei in den Jahren davor der Wert infolge vieler Erwachsenentaufen unter Asylwerbern noch höher lag, 2015 und davor jedoch deutlich darunter.
Langfristig sieht der Katechumenats-Verantwortliche auch in Österreich einen Trend zur steigenden Anzahl von Erwachsenentaufen, der sich auch in anderen Ländern Westeuropas abzeichnet. Vorreiter ist dabei Frankreich, wo es im Vorjahr in allen Regionen des Landes insgesamt 15.000 Erwachsenentaufen gab, ähnlich sei die Situation auch in den Niederlanden und Belgien. „In den kommenden Jahren wird die Taufe von Erwachsenen in Westeuropa immer in zu einem Normalzustand werden“, prognostizierte Vychityl.
Kindestaufe bleibt weiter Regel
In der katholischen Kirche ist die traditionelle Initiationsform weiterhin die Kindestaufe, wobei die Erwachsenentaufe seit etwa 20 Jahren häufiger wird, wenngleich auf viel niedrigerem Niveau. Das Sakrament wird in diesem Fall nach einem intensiven, mindestens einjährigen Glaubenskurs gespendet, als dessen abschließender Höhepunkt es in vielen Diözesen die gemeinsame Zulassungsfeier gibt. In Wien gibt es dafür seit einigen Jahren neben dem Haupttermin in der Fastenzeit auch einen Termin im Herbst für später in die Vorbereitung eingestiegene erwachsene Taufkandidaten („Katechumenen“), die das Sakrament dann später in ihren Pfarren rund um den Christkönigssonntag oder in der Advent- und Weihnachtszeit oder zum Kirchenfest „Taufe des Herrn“ empfangen.
Quelle: katholisch.at