Erwachsenenkatechumenat in Österreich
1. Immer mehr Erwachsene fragen nach der Taufe
Seitdem das Thema Katechumenat als Vorbereitung Erwachsener auf die Taufe auf Österreich-Ebene wahrgenommen wird (1997), lässt sich eine stetige Steigerung der Zahl der Erwachsenentaufen beobachten. Im Jahr 2008 waren es etwa 269 Personen; im Jahr 2014 bereits 340. Besonders kontinuierlich steigt die Zahl der Taufen Erwachsener in jenen Diözesen, die auf irgendeine Art „missionarische Projekte“ (Offener Himmel, Kontaktwochen, Besuchsaktionen u.a.m.) durchführen sowie durch Personen, die aus anderen Ländern und Kulturen kommend in Österreich Heimat finden.
2. Es geht um Qualität
Die Zahl von 340 Personen für ganz Österreich verdeutlicht, dass es (derzeit) nicht um Quantität, sondern um eine pastorale Qualität geht. Denn auch in „Einzelfällen“ werden die pastoralen Herausforderungen und Chancen deutlich. Wo immer ein Katechumenat stattfindet und gut in eine kirchliche Gemeinschaft eingebettet und kommuniziert wird, strahlt er aus. In diesem Sinne hat der Bischof von Portsmouth einmal gemeint: „Die nachhaltigste Gemeindeentwicklung in den letzten Jahrzehnten habe ich nicht bei der Verwirklichung von pastoralen Konzepten beobachtet, sondern dort, wo sich eine Gemeinde in Zusammenhang mit einem Katechumenat in Bewegung gesetzt hat“ (Europäisches Treffen für den Katechumenat, Leeds 2001). – In diesem Sinn ist also jeder Katechumenat eine Chance – z.B. für eine Pfarre – das eigene Christ-Sein neu zu vertiefen und daraus Konsequenzen zu ziehen.
3. Motivation
Bei der Motivation der Taufbewerber geht es vordergründig oft um einen eher äußeren Anlass. Dennoch kann mehr dahinter stecken; vor allem ist es möglich, dass Motivationen sich entwickeln. Grundsätzlich geht es also um eine Haltung, die den erwachsenen Taufbewerber so empfängt: „Was will Gott uns – dem Katechumenen, dem Pfarrer, der Gemeinde – durch diesen Wunsch nach der Taufe sagen?“ Und weniger geht es etwa darum: „Jemand will etwas; wie können wir dies gut anbieten?“
Hauptsächlich sind es drei Motive, die Erwachsene bewegen, die Taufe zu wünschen:
- die Suche nach Gott,
- ein konkreter Anlass (Eheschließung, die Taufe eines Kindes, einer Erstkommunion oder die Anfrage, ein Patenamt zu übernehmen)
- und die Begegnung mit Gläubigen.
Realistisch gesehen bestimmt die Motivation der Taufbewerber (und der Begleiter) zumeist, in welcher Weise die Vorbereitung auf die Taufe durchgeführt wird, insbesondere wie lange diese dauern soll. Beobachtet wird, dass dies in Österreich bei einem mittleren Prozentsatz von Interessierten tatsächlich in einem katechumenalem Prozess über einen längeren Zeitraum von ein bis zwei Jahren geschieht. Das Eingehen auf die persönliche Situation des Taufbewerbers ist in jedem Fall wichtig und in sehr vielen „Sonderfällen“ mag mit gutem Grund ein kürzerer Zeitraum ausreichend sein, allerdings nicht bei Personen, die aus anderen Kulturen stammen.
Von größter Bedeutung sind die liturgischen Feiern in der Zeit des Katechumenats, die dann tatsächlich eine längere Dauer des katechumenalen Prozesses voraussetzen. In diesem Zusammenhang bewähren sich in mehreren Diözesen die zentralen diözesanen „Feiern der Erwählung (Zulassung)“ zu Beginn der Fastenzeit. Diese bedeuten stets ein eindruckvolles Erlebnis für die Katechumenen und deren Begleitpersonen; und sie setzen einen starken Impuls in der (kirchlichen) Öffentlichkeit.
4. Strukturen in Österreich
In allen österreichischen Diözesen gibt es Kontaktpersonen bzw. Ansprechpartner für den Katechumenat.
Auf Österreich-Ebene ist das Österreichische Pastoralinstitut für den Katechumenat „zuständig“. In diesem Sinn finden jährliche Treffen mit den diözesanen Verantwortlichen für den Katechumenat statt. Das Österreichische Pastoralinstitut hält auch international Kontakt mit dem Europäischen Büro für den Katechumenat und koordiniert die österreichische Teilnahme bei den alle drei Jahre stattfindenden Europäischen Treffen (EuroCat).
5. Empfehlungen
- Der Katechumenat sollte bekannter werden. Dabei sollten die diözesanen Kontaktpersonen mit den notwendigen Ressourcen (Zeit) unterstützt werden.
- Die pastoralen Chancen des Katechumenats sollten vermehrt wahrgenommen werden, z.B. durch die Beratung der diözesanen Verantwortlichen bei einer konkreten Durchführung eines Katechumenats (insbesondere in Bezug auf die Begleitung der Katechumenen), bei Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, in Zusammenhang mit der Vorbereitung zu missionarischen Projekten (Kontaktwochen).
- Der Katechumenat soll als „Normalfall“ der Vorbereitung Erwachsener auf die Taufe gesehen werden – durch Mitteilungen in den diözesanen Amtsblättern, durch die Aufmerksamkeit der zuständigen diözesanen Stellen, etwa anlässlich der Anfrage nach einer Tauferlaubnis.
- Eine zentrale diözesane Feier der Zulassung zu Beginn der Fastenzeit sollte in jeder Diözese angestrebt werden, wobei die entsprechenden Vorbereitungen und Verlautbarungen bereits im Herbst davor durchgeführt werden müssten.